Bergen: Hanseviertel Bryggen & Stadtzentrum
5. und 6. Juli 2016
Nachdem wir gestern in der Nähe angekommen waren, geht es heute nach Bergen, unserer letzten Norwegenstation. Doch zuvor können wir uns ein gemütliches Frühstück. Gleich am Campingplatz gibt es eine Bakeri. Wir genießen die frischen Brötchen, die riesig sind und kaum zu schaffen. Meins ist fast so groß wie vier deutsche Brötchen und heißt „Kleines Sommerbrot“.
Wir fahren nach Arna und von dort mit der Bahn rein nach Bergen, in die zweitgrößte Stadt Norwegens. Wir sparen uns eine nervige Parkplatzsuche und den teuren Parkplatzaufenthalt. Der Zug fährt direkt hinter dem Bahnhof von Arna in einen Tunnel ein. Wenn er ihn nach knapp 10 Minuten wieder verlässt, dann ist auch schon der Bahnhof von Oslo erreicht.
Wir Bummeln durch die uns zum Teil noch unbekannte Innenstadt zum Hafen.
Während morgens noch düstere Wolken über der Innenstadt liegen, erleben wir auf dem Rückweg zum Bahnhof dieselbe Szenerie in freundlichen Sonnenstrahlen.
Denkmäler und Skulpturen in Bergen
Vom Bahnhof aus schlendern wir entlang des Stadtsees Lille Lungegårdsvannet mit seiner sprudelnden Fontäne in der Mitte vorbei an einigen Gebäuden des Kunstmuseums Bergen KODE. Im Hintergrund sind die beiden Hausberge der Stadt zu sehen, der 643 m hoche Ulriken und der 320 m hohe Fløyen.
König Olav Kyrre auf dem Pferd
Direkt hinter dem Bahnhof treffen wir auf die abstrakte Statue König Olav Kyrre (* ca. 1050; † 1093) auf dem Pferd des Bildhauers Bildhauer Knut Steen (1924-2011). Olav Kyrre (Olav der Ruhige, Olav III) wird in der um 1230 verfassten Geschichte der norwegischen Könige – Heimskringla -, (fälschlicherweise) die Gründung von Bergen zugeschrieben, das im 13. Jahrhundert Norwegens erste Hauptstadt war. Die frühesten archäologischen Spuren Bergens stammen jedoch erst aus der Zeit um 1130.
Danske pige – Dänisches Mädchen
Die kraftvolle Frauengestalt in den Parkanlagen vor dem Bergener Kunstmuseum KODE wurde von dem Bildhauer Gerhard Henning (* 27 May 1880, Stockholm, † 16 September 1967, Hellerup)gestaltet.
Der schwedisch-dänische Künstler ist vor allem dafür bekannt, dass seine Statuen die weibliche Gestalt feieren.
Grinegutten – Schreiender Junge
Unser weiterer Weg führt uns vorbei am Kunstmuseum Bergen KODE zur kleinen Statue des schreienden Jungen (Grinegutten). Die ein Meter hohe Statue aus Bronze wurde durch Sofus Madsen (1881-1977) geschaffen und 1948 aufgestellt.
Denkmal für Norwegens ersten Ministerpräsidenten
Auf der anderen Seite des Festplatzes steht eine Staute für Christian Michelsen (* 15. März 1857 in Bergen; † 29. Juni 1925 in Fana). Er war ein norwegischer Reeder und rechtsliberaler Politiker. Vom 11. März 1905 bis 28. Oktober 1907 war er der erste Ministerpräsident des unabhängigen Norwegen.
Musikpaviljongen in Byparken
Als nächstes zieht kein Denkmal, aber ein kleiner, auffallender Pavillion unsere Aufmerksamkeit auf sich. Der Pavillon aus Gusseisen wurde der Gemeinde gespendet und 1988 aufgestellt. Sein Stil wird als von maurischen Architektur inspirierter Historismus charakterisiert, was immer das heißen mag. 1999 und 2000 erfolgte eine umfassende Restauration.
Denkmal für Edvard Grieg
Der große norwegische Pianist und Komponist der Romantik, Edvard Grieg (* 15. Juni 1843 in Bergen; † 4. September 1907 ebenda), darf natürlich nicht fehlen. Sein Denkmal vor dem Telegraphenamt in Bergen wurde 1917 aufgestellt. Geschaffen wurde es von Ingebrigt Vik (1867-1927), einem der bedeutendsten norwegischen Bildhauer.
Denkmal für Harald Sæverud
Harald Sæverud (* 17. April 1897 in Bergen; † 27. März 1992 ebenda) ist wie Grieg ein norwegischer Komponist. Auf Wikipedia heißt es über ihn:
Mit neun Sinfonien ist Sæverud einer der wichtigsten skandinavischen Symphoniker des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurden aber insbesondere auch seine Musik zu Peer Gynt (1947), sein Rondo Amoroso sowie die Ballade vom Aufstand (Kjempeviseslåtten), die während des Zweiten Weltkriegs geschrieben wurde und das musikalische Symbol des norwegischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung darstellt.
Das Sæverudmonumentet besteht aus drei großen Ringen mit einem Durchmesser von sechs Meter.
Ole Bull
Auch sein Onkel, der Violinist und Komponist Ole Bornemann Bull (* 5. Februar 1810 in Bergen; † 17. August 1880 in Lysøen bei Bergen) wurde ebenfalls in Bergen geboren. In London spielte er 1840 gemeinsam mit Franz Liszt Beethovens Kreutzersonate. In Bergen gründete er 1850 das Norwegische Theater (Norske Theater), aus dem später das älteste norwegische Theater, Den Nationale Scene, hervorging.
Sein Denkmal in Form eines Brunnes befindet sich nicht weit vom Grieg-Denkmal entfernt auf dem Ole Bull Platz unweit des Theaters.
Seemannsdenkmal
Am meisten nimmt uns das Seemannsdenkmal auf dem Torgallmenningen, Bergens größtem Platz, gefangen. Es ist das norwegische Nationaldenkmal für die norwegischen Seefahrer seit der Wikingerzeit bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Der Bildhauer Dyre Vaa (* 19. Januar 1903 in Kviteseid, Provinz Telemark; † 11. Mai 1980 in Rauland, Telemark) hat es gestaltet. Finanziert wurde es 1950 durch Spenden.
Die einzelnen Seiten sind folgenden Aspekten gewidmet:
- der Vinlandsferd (Weinlandsfahrt) der Wikinger und insbesondere deren Entdeckung Amerikas (Vinland) im zehnten Jahrhundert;
- der Grønlandsferd, der norwegische Besatzung Grönlands im 18. Jahrhundert;
- der Kornferd, mit Walfang und Schiffswerft im 19. Jahrhundert, sowie
- der Oljeferd, der Gewinnung von Öl in der Nordsee im 20. Jahrhundert.
Der Obdachlose
Diese Skulptur regt wohl am meisten zum nachdenken und reflektieren an. Sie hat keinen Namen, wird aber allgemein als „Der Obdachlose“ bezeichnet. Man findet sie ganz in der Nähe des Fischmarktes direkt vor der – wie passend – DNB-Bank, dem größten norwegischen Finanzunternehmen.
Ludvig Holberg
Ludvig Baron Holberg (* 3. Dezemberjul./ 13. Dezember 1684greg. in Bergen, Norwegen; † 28. Januar 1754 in Kopenhagen) war ein dänisch-norwegischer Dichter. Wikipedia würdigt ihn so:
Die Person Holbergs führte zu einem Streit zwischen Norwegen und Dänemark, weil in Dänemark von „unserem Holberg“ gesprochen wurde und die Norweger wert darauf legten, dass er Norweger war. Obwohl er als Philosoph in seinem politischen Denken innerhalb der Grenzen des 18. Jahrhunderts blieb, ist es sein Verdienst, auf Bewegungen aufmerksam gemacht zu haben, die einen neuen Geist ankündigten. Durch sein Betonen der sozialen Geschichtsschreibung näherte sich Holberg mehr als irgendein anderer vor Voltaire modernen Grundsätzen.
Am Hafen von Bergen
Der Hafen von Bergen bietet das uns bekannte Bild – mit einer Ausnahme. Die neuen Infopavillion der Touristeninformation kannten wer noch nicht. Eigentlich eine gute Idee. Das Gebäude bietet viel Platz – und ist trotzdem überfüllt. Wir verlassen das Gebäude schnell wieder; zum Glück benötigen wir keine Information. Statt dessen genießen wir die quirlige, internationale Atmosphäre des Zentrums von Bergen.
Das Hanseviertel Bryggen
Vom alten Bergen ist vor allem Bryggen (Tyskebryggen) geblieben, der alte Sitz der deutschen Hanse. Dieses Weltkulturerbe ist trotz der vielen Touristenläden immer wieder einen Besuch wert. Wir schlendern mit den Massen an der Hafenfront entlang, essen eines der köstlichen norwegischen Softeis und schlängeln uns durch die engen Gassen und Gässchen zwischen den alten Holzhäusern, die früher zugleich Warenlager und Wohnhaus waren.
Während man in den Gassen vor Menschen kaum treten kann, ist es in den oberen Etagen deutlich ruhiger. Wenn man ein wenig innehält, den murmelnden Geräuschen lauscht und auf die uralten Balken blickt, dann fühlt man sich zurück versetzt in frühere Zeiten, in die Zeit nach der Gründung im Jahre 1070.
Gleich tritt der reiche Kaufmann mit schwerem Mantel und Schuhwerk aus einer sich knarrend öffenenden Tür. Er lgeht zum Geländer, beugt sich hinüber und ruft seinem jungen Handeslgehilfen etwas zu. Dann geht er in sein Lagerhaus, um die gerade von den Lofoten eingetroffene Lieferung Stockfisch zu begutachtet. Es war ein guter Fang in diesem Jahr. Er freut sich auf das Geschäft.
Dass beim großen Brand 1702 fast alle Gebäude vernichtet worden sind, kann man bei solche Träumerei leicht ausblenden, denn sie wurden danach im alten Stil wieder aufgebaut.
Der Fischmarkt von Bergen
Wir sind zum wiederholten Male in Bergen – und freuen uns insbesondere auf den tollen Fischmarkt. Der aber wird zu einer großen Enttäuschung. Statt der früher üppigen Auslagen an unzähligen Fischen unzähliger Arten, dazu von verschiedensten Schalentieren, erwarten uns Imbissstände, die zwar auch eine Vielzahl an Fischen anbieten. Aber der frühere Eindruck ist zerstört. Wo man früher tatsächlich annehmen konnte, dass die Bergener sich dort mit Fisch versorgen, ist eine große Garküche für Touristen entstanden. Es riecht unangenehm und lädt uns jedenfalls nicht zum Fotografieren ein. Bergen ist um eine große Attraktion ärmer.
Lebensgefühl in Bergen
Endlich gibt es auch wieder Reker zu kaufen. Mit einem Tütchen setze ich mich an den Hafen und pule die Köstlichkeiten aus der Schale. So frisch am Hafen schmeckt es am besten. Wegen der Touristen verzichte ich jedoch darauf, auf Norweger Art die Schalen gleich in das Hafenbecken den Möwen zum Fraß vorzuwerfen.
Wir überlegen, was wir uns aus den vielen tollen anderen Angeboten Bergens für diesen einen Tag, den wir nur zur Verfügung haben, auswählen sollten. Ein Teil von uns möchte auf den Fløyen, den Hausberg Bergens mit einer grandiosen Aussicht auf die Stadt, das Meer und das Umland. Leider scheitern sie an den Massen, die auf die Bergbahn warten. Im Hafen liegen mehrere Kreuzfahrtschiffe.
Wir waren schon mehrfach auf dem Fløyen und entscheiden uns für Gammle Bergen. Dazu in einem gesonderten Beitrag.
Abends genießen wir unseren Fisch auf norwegische Art: Dorsch, Kartoffeln und Schmand.
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