Über Caputh auf den Wachtelberg in Werder an der Havel

5. September 2010
Dieses Mal nehmen wir auf unserer Lieblingsradtour den Weg über Caputh. Unser Ziel ist das kleine Weinstübchen auf dem Werderaner Wachtelberg. Über Beelitz-Heilstätten und den Malerort Ferch geht es entlang der östlichen Seite des Schwielowsee ins idyllische Caputh. In jenes Caputh, in dem einst Albert Einstein von Konrad Wachsmann sein Sommerhaus bauen ließ. Am malerischsten ist Caputh wohl an der engen Passage zwischen dem Templiner See und dem Schwielowsee, dem Caputher Gemünde. Ausflugdampfer, größere Schiffe und kleine Boote, Schwäne und mehrere Arten Enten, Angler und Brotkrumen werfende Kinder – sie alle teilen sich diesen schmalen Streifen Havel. Auf der Uferpromenade flanieren die Leute und erfreuen sich am Wetter, an den Vögeln und an den sanft dahingleitenden Booten. Wie eh und je bringt die kleine Caputher Seilfähre Menschen, Fahrräder, Motorräder und Autos rüber und nüber. Wer ein wenig warten muss, der genießt gelassen den Ausblick. Eilig haben es hier die wenigsten. Jedenfalls am Wochenende. Allerdings, noch heute warnen Potsdamer Stadtführer:
Und übrigens: Wenn Sie mit dem Auto nach Caputh fahren, glauben Sie nicht dem Navigationssystem Ihres Autos. Es ist schon einmal jemand, der auf sein Auto und nicht auf seinen Beifahrer gehört hat, in die Havel gefahren. Das System vermutete eine Brücke, wo es doch die Caputher Fähre “Tussy” gibt. Die gerade am anderen Ufer lag…




















Wir fahren weiter der nördlichsten eingetragenenen Lage für Qualitätsweinanbau in der Bundesrepublik Deutschland entgegen. Die Auffahrt auf der einzigen Zufahrtsstraße stellt für den untrainierten Freizeitradler eine unerwartete Herausforderung dar. Viele kapitulieren, steigen ab und schieben. Abwärts, wenn der gerade genossene Wein seine schöne Wirkung entfaltet, kann es sogar richtig gefährlich werden. So manche oder mancher soll die Kurve nicht mehr richtig bekommen oder eine zuviel genommen haben.
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Von der sechzig Meter hohen Weineinzellage kann man den Blick fast rundum weit in die Landschaft schweifen lassen, in südlicher Richtung in die Zauche, was nichts anderes als „trockenes Land“ bedeutet, in andere Richtungen auf Havel und Havelseen und natürlich auf Werder. Auf den Terrassen der Weintiene lässt es sich gut sitzen. Eingebettet in die Ranken des Weines verkosten wir verschiedene Sorten und Jahrgänge des Wachtelbergs, aber auch Federweißer.
Dazu gibt es verschiedene Käsesorten aus der Umgebung. So lässt es sich leben! Nach dem Genuß von Wein und Käse spazieren wir noch ein wenig zwischen den Weinreben umher und genießen die herrliche Aus- und Weitsicht. Die Trauben hängen erntereif und verlockend herab.





























Nach dem Wein- und Käsegenuss lassen wir uns gemächlich in die Stadt Werder hinunter rollen und fahren auf die Fischerinsel zu Kuddeldaddeldu und seiner köstlichen Fischsuppe. Es fällt uns schwer, uns aufzuraffen und uns wieder auf den Heimweg zu machen. Daran hat nicht nur der Wein Schuld.



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Mischa Klemm
4. Februar 2011 @ 19:17
Hallo, ich finde den Kurzbericht sehr gelungen. Vielleicht darf ich etwas Werbung machen für ein historisches Messtischblatt von ca 1939. Dort kann man sich sehr schön die Ausdehung der Obstbaugebiete um diese Zeit ansehen – im Vergleich zu einem anderen Blatt, das etwa hundert Jahre früher noch keinen nenneswerten Obstbau zeigt.
Preußisches Urmesstischblatt Potsdam und Umgebung ca. 1840
Historisches Messtischblatt Werder / Havel und Umgebung 1941
Die schönen Trauben machen übrigens Lust auf Frühling Spätsommer ;-)