Von Trelleborg nach Uppsala durchs herbstliche Schweden

Goldener Herbst

11. Oktober 2010

Wir haben uns für die nächtliche Überfahrt über die Ostsee entschieden. Auf der Fähre von Scandlines, der Skåne, erfahren wir zu unserer überraschung, dass auch im Kapitalismus Geld nicht immer gleich Geld ist. Während die LKW-Fahrer, die die deutlich überwiegende Mehrheit der Passagiere stellen, in warmen Gerichten, Obst und Bier schwelgen können, ist die Theke für uns übrigen Passagiere leergefegt. Ein paar skandinavische Sandwiches und zwei, drei Salate dümpeln in einer Ecke vor sich hin, und der Hahn mit einer bierähnlichen Plörre lässt unablässig Tropfen auf Tropfen fallen. Das warme Essen sei den LKW-Fahrern mit ihrem gewiss nicht leichten Job von Herzem gegönnt, nur, warum gibt es das nicht für alle? Wäre doch ein Geschäft, ein paar Essen mehr, oder?

Am frühen Morgen, es ist noch dunkel, fahren wir in Trelleborg von der Fähre. Bei Malmö biegen wir ins Landesinnere in Richtung Stockholm ab. Allmählich dämmert der Tag, es wird hell, und vor uns taucht ein goldener Herbst auf, der diesen Namen wahrlich verdient hat. Vor allem die Birken funkeln golden in der aufgehenden, rötlichen Morgensonne. Gardinen aus Gold hängen von den schwarz-weißen Stämmen herab. Vor dem Hintergrund dunkler Kiefern kommen sie besonders gut zur Wirkung. Später, als die Sonne ihre rötliche Färbung gegen strahlend helles Gelb getauscht hat, wird der Leuchteffekt so dominant, dass man den Blick gar nicht mehr auf die Straße und auf den Verkehr abwenden mag. Das braucht man zum Glück auch gar nicht so stark wie bei uns in Deutschland, denn die meiste Zeit sind wir allein auf dem grauen Asphalt. Von Malmö bis Stockholm wir, der grün-gold-rot leuchtende Wald, die Straße und der blaue Himmel, kilometerlang. Stunde um Stunde rollt diese Pracht an uns vorbei, nur selten ein Auto, noch seltener ein Häuschen. Viel öfter ein See, in dessen Spiegel sich dieser goldene Herbst verdoppelt. Die schwedische Landschaft mag dem Durchreisenden eben und langweilig erscheinen, nicht aber an einem Herbsttag wie diesem.

Trotzdem oder gerade deshalb sind wir k.o., als wir endlich Stockholm und dann Uppsale erreichen.

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