Vaxholm, Schärenküste und Gripsholm
12. Oktober 2010
Heute wollen wir die Landschaft genießen – und so wenig wie gerade nötig mit dem Auto fahren. Am besten die Landschaft an der Küste, gleich auf Höhe von Uppsala. Gedacht, vertan. Eine Autobahnauffahrt in der Kurve falsch genommen, und schon rollen wir in Richtung Stockholm, viele Kilometer lang ohne Chance zur Umkehr.
Aber schwedische Küste ist wohl schwedische Küste, zumal, wenn man weder den einen noch den anderen Abschnitt kennt. So landen wir zuerst in Vaxholm, einem beschaulichen, hübschen Städtchen östlich von Stockholm. Hier kreuzen sich zahlreiche Fährlinien im Schärengarten vor Stockholm. Wir schlendern zum Hafen, bestaunen das Kastell auf einer vorgelagerten Insel, erfreuen uns an schmucken Holzhäuschen am Wasser oder in schmalen Gassen. In der Nähe des Rathauses setzen wir uns in ein Café wie eine Puppenstube. Im Erdgeschoß kann man verschiedene Dekorsachen kaufen, oben sitzt man in adrett eingerichteten Stübchen. Es gibt köstliche, lockere, noch warme und duftende Zimtschnecken aus Hefeteig. Sie zerschmelzen auf der Zunge und schüren das unwiderstehliche Verlangen nach einem weiteren Stück.
Nach Vaxholm suchen wir etwas orientierungslos im Wirrwarr der Schären und Wälder einen Weg an die Küste. Irgendwann stehen wir dann tatsächlich am dunklen Wasser. Die letzte Küstenlinie ist es freilich noch nicht, denn auch weiter draußen gibt es blankgescheuerte und bewaldete Felsen. Wir wandern ein wenig durch diesen wundersamen Wald, stoßen immer mal wieder an ein Ufer und sehr bald zu unserer Überraschung auf einen großen Segelhafen. Der eigentliche Blickfang sind hier wie in all den Tagen im herbstlichen Schweden jedoch die golden eingefärbten Birken, unterbrochen durch das dunkle Grün der Nadelbäume und ab und zu durch rote Blätter einer Buche oder eines anderen Baumes. Es ist schwer, den Blick von diesem lebendigen Gold der Natur zu wenden. Ein Foto nach dem anderen entsteht, immer in der vergeblichen Hoffnung, diese Farbenpracht irgendwie in Bits und Byts festzuhalten.
Auf dem Rückweg nach Uppsala beschließen wir, eine andere Route zu nehmen, und einen kurzen Abstecher nach Mariefred zum berühmten Schloss Gripsholm zu unternehmen. Wie die meisten Sehenswürdigkeiten und vor allem Museen in Schweden hat auch dieses Schloss in dieser Jahreszeit geschlossen. Trotzdem nutzen wir die Ruhe des untergehenden Tages, um einmal um die trotzig-anmutige Anlage zu spazieren. Ein Zauber liegt über der Landschaft. Über dem umgebenden ruhigen Wasser liegt das milde rötliche Licht des Abends. In rotem Backstein erhebt sich das Schloss aus einer kleinen Parkanlage mit solitär stehenden großen Bäumen mit bunt leuchtendem Laub.
Als wir die Anlage verlassen und endlich zurück nach Uppsala fahren wird es dunkel. Es ist zu spät, um noch zum Grab von Kurt Tucholsky zu gehen.
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