Weimar: Gedenkstätte Buchenwald
25. April 2011
Von Schiller kommend, noch die ersten Verse der „Ode an die Freude“ aus dem Audioguide im Ohr, erreichen wir Buchenwald. Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden. Die heutige Gedenkstätte Buchenwald.
Es ist ein sonniger Tage. Auf dem frischen Grün des jungen Rasens blühen unzählige gelb leuchtende Butterblumen. Die Bäume strahlen in junger Frische. Größer könnte der Kontrast zu dem, was in dem Lager damals stattfand, kaum sein. Im Kinoraum sieht man die Fotos der erniedrigten, gequälten Häftlingen – und draußen ist ein wunderbarer, milder Frühlingstag.
Es gibt in Buchenwald überraschend wenig Originalsubstanz. Überraschend, wenn man bedenkt, welche Bedeutung dieser Ort für die Überlebenden und in der DDR hatte. Doch keine einzige Baracke steht mehr. Auch von den früheren, dann zerbombten Fabrikhallen steht nichts mehr. Offenbar gab es nach dem Krieg andere Prioritäten.
Zoo im Konzentrationslager Buchenwald
Doch das, was noch steht, ist erschütternd genug. Kaum einer von uns Besuchern hat keinen Kloß in der Kehle. Neben dem Krematorium ist vor allem ein Anblick unerträglich: der Zoo. Buchenwald hatte einen kleinen Zoo – in unmittelbarer Nähe zum Stacheldraht. In ständiger Sichtweite der Häftlinge. Während die Tiere gut gefüttert wurden, bekamen die Häftlinge wenige Gramm Brot und eine dünne Suppe. „Jedem das Seine“, steht im Eingangstor in schmiedeeiserner Schrift. Lesbar von innen.
Buchenwald war ein Arbeitslager, im Gegensatz zu den Vernichtungslagern wie Ausschwitz. Dennoch, der Tot war eingeplant. Menschen sollten gebrochen werden, ausgebeutet und am Ende vernichtet werden. Vernichtung durch Arbeit.
Der Zoo war übrigens öffentlich. Es gab eine Buslinie von Weimar aus. Verständlich, dass die Amerikaner den Weimarern nicht abnahmen, von nichts gewusst zu haben. Hunderte von Unternehmen hatten sich Häftlinge zur Ausbeutung ausgeliehen und sich eine goldene Nase verdient. Es gab Zulieferer, im Theater Plätze für die SS des KZ’, und es gab die Besuche mit der Familie im Zoo. Und heute hat die NPD wieder Sitze im Stadtrat von Weimar.
In der Führung kommen das von der Sowjetunion eingerichtete Speziallager einerseits und der KPD-Führer Ernst Thälmann (siehe auch die kleine Würdigung von Thälmann auf Borkwalde bloggt), der in diesem KZ ermordet wurde, andererseits, zu kurz. Aber es waren ja auch nur 90 Minuten für eine lange, dramatische Geschichte.
Mahnmal und Glockenturm in der Gedenkstätte Buchenwald
Abschließend gehen wir zum Glockenturm und die ihn umgebende Anlage. Sie ist gigantisch, für mein heutiges Empfinden zu groß. Hinter der Dimension einer solchen Anlage verschwindet das Individuelle und die Differenzierung. Aber vielleicht muss das so sein, vielleicht ging das so kurz nach dem Leid auch nicht anders. Fritz Cremers beeindruckende Plastik zeigt allerdings, das Heroismus und Individualität, Widerstand und Resignation miteinander auskommen.
Diese Worte unserer Begleiterin bewegen mich noch lange:
„Auch wenn unsere Demokratie viele Schwächen hat, lassen Sie uns alles tun, damit wir nie vor der Entscheidung stehen, vor oder hinter dem Stacheldraht zu sein.“
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