Auf dem Storchenwanderweg rund um den Beetzsee

30.6.2015

Der Beetzsee lockt uns schon lange. Heute ist ein Bilderbuchsommertag. Wir starten mit unseren Rädern in der Stadt Brandenburg an der Havel , nicht ganz im Zentrum, sondern etwas außerhalb, so dass wir bequem einen Parkplatz finden und die Räder abmontieren können.

Domstiftsgut Mötzow

Bald erreichen wir das Domstiftsgut Mötzow. Unübersehbar begrüßen uns direkt am Radweg ein Trecker, eine Raupe und eine Figur aus Stroh. Der Vielfruchthof ist eine Überraschung für uns. Bereits im Jahre 1204 wurde das Gut erstmal erwähnt. Die meisten Gebäude stehen unter Denkmalschutz und wurden liebevoll restauriert. Das Domstiftsgut wurde 2012 In einer Umfrage der ARD zum zweitschönsten Bauernhof Deutschlands gewählt. Ein besonderes Ambiente bietet die Kunstmühle. Die ehemalige Stellmacherei und der alte Kornspeicher wurden zu rustikalen, lichtdurchfluteten Räumen umgebaut, in denen immer wieder andere Ausstellungen zu sehen sind. Wir verbringen viel länger dort, als wir ursprünglich geplant hatten und können uns nur schwer trennen.

Storchenwanderweg
Storchenwanderweg II

Auf sonnigen Wegen nach Lünow

Auf sommerlichen Wegen radeln wir gemütlich weiter. Manchmal geht es durch Wälder, meist aber durch kleine Alleen und über die Felder. Teilweise auch auf einer alten Eisenbahntrasse der Westhavelländischen Kreisbahnen. Der Beetzsee soll in der Nähe sein. Unterwegs entdecken wir einen schönen Spruch:

Bitte der JägerschaftBitte!
Bitte, lärm nicht kreuz und quer
auf und ab im Wald umher,
wozu gibt es sichre Wege?

Denk an’s Wild und seine Hege!

Zugleich bitte ich um’s eine:
Häng Dein Hündchen an die Leine!

Furchtbar ist des Feuers Macht,
drum gib aufs Zündholz acht!

Speisereste Glas, Papier –
bitte, laß das doch nicht hier,
zu Natur- und Umweltschutz
paßt kein Abfall und kein Schmutz!

Danke!
Die Jägerschaft

In Lünow gilt der gesamte Dorfkern mit der Dorfkirche im Zentrum und Resten des ehemaligen Gutshauses als Baudenkmal. Wir besichtigen wir Kirche. Sie ist im Kern ein mittelalterlicher Rechteckbau aus Feld- und Backsteinen. Der Turm dagegen ist ein romanischer Backsteinbau von 1888. Beeindruckend sind auch die alten Grabsteine, die an die Friedhofsmauer gelehnt sind.

Grabplatten in Lünow
Grabplatten I

Über den Beetzseesträng

Auf den Abstecher nach Bollmannsruh verzichten wir aus Zeitgründen. Leider. Am Beetzsee erhaschen wir einen Blick auf die 300 m lange „Möweninsel“ Buhnenwerder“ mit Funden eines bronzezeitlichen Gräberfeldes und einer slawischen Siedlung. Bis 1959 befand sich hier die größte Möwenbrutkolonie Deutschlands.

Über eine alte, stillgelegten Eisenbahnbrücke geht es über den Sträng, einer Verengung des Beetzsees. Davor locken uns herrliche Kirschen. Reif und in greifbarer Nähe und ganz offensichtlich auf Reisende wie uns wartend.

Beetzseesträng I
Süßkirschen am Beetzsee
Süßkirschen am Beetzsee

Dorfkirche Ketzür

Auf der anderen Seite des Beetzsees erreichen wir bald Ketzür. Dort zieht uns wieder die Kirche magisch an. Sofort auffallend sind die unterschiedlichsten Baustile. Teile der Kirche stammen vom Ende des 14. Jahrhundert; andere Teile aus den folgenden Jahrhunderten. Helm und Laterne des Turmes stammen von 1793. Bemerkenswert ist der bogenförmige Grundriss dieser Saalkirche. Auf der Südseite gibt es separate Zugänge zu den Familienlogen.

Trotz der 1995 erfolgten umfangreichen Sanierung gibt es noch immer genug zu tun, wie ein kleiner Zettel informiert, der um Unterstützung bittet:

Zur Zeit gibt es drei Stellen, an denen es „brennt“: Das ist Feuchtigkeit in den Wänden, die vom Dach kommt. Das ist die Elektrik, die ein „Eigenleben“ führt und manchmal einfach das Licht ausmacht, auch wenn die Veranstaltung noch nicht vorbei ist. Und das ist die kleine Glocke, die Probleme mit ihrem Motor hat, so dass zur Zeit nur das Läuten von zwei Glocken möglich ist.

Das Innere ist beeindruckend und unbedingt ansehenswert. In einem ca. 260-Einwohner-Dorf erwartet man nicht unbedingt diese Ausstattung. Besonders fällt das Grabdenkmal (Epitaph) für Heino von Broesigke auf, das zwischen 1612 und 1613 vom Bildhauer Christoph Dehne für 1100 Taler geschaffen wurde:

Epitaph Dorfkirche Ketzür
Epitaph

Das Epitaph wurde aus Sandstein aus Pirna, Alabaster aus Nordhausen und aus Marmor gefertigt und in Teilen vergoldet. Er zeigt zehn kniende und betende Figuren auf einer durch Adam und Eva getragenen Platte vor einem Hauptrelief. Vier männliche befinden sich auf der linken, sechs weibliche auf der rechten Seite des Werkes. Die männlichen Figuren stellen Heino und seine Söhne Friedrich und Dietrich in Kürass mit Helm ab zum Gebet und den kindlichen Thomas dar. Die weiblichen Figuren sind Heinos Ehefrau Ursula Elisabeth, geborene von Hacke auf Karpzow und die Töchter Hyppolita, Maria, Anna, Elisabeth und Katharina.

Das Hauptrelief zeigt verschiedene biblische Szenen. So sind die Vision des Ezechiel, die Geißelung Christi und Gethsemane dargestellt, welche von Figuren des Moses und des Davids flankiert werden. Weiter finden sich Aposteldarstellungen, Tugendstatuetten und die vier Evangelisten.

(Wikipedia)

Für den Bildhauer war es sein erstes selbständiges Werk. Er schuf es unter schwierigen Bedingungen: die geringe Raumhöhe; die Forderung der Auftraggeber, ihre umfangreiche Familie unterzubringen; und die kurze Zeitspanne von eineinhalb Jahren.

Bockwindmühle Ketzür

Bockwindmühle Ketzür
Bockwindmühle Ketzür I

Eine andere Sehenswürdigkeit ist die Bockwindmühle Ketzür, die bis 1859 in Bornim bei Potsdam stand. Erst 1862 wurde sie durch den Tischlermeister Friedrich Henke in Ketzür aufgebaut. 93 Jahre lang verrichtete sie ihren Dienst bis 1955 der Mühlenbetrieb eingestellt wurde. Bis dahin wurde die Mühle durch die Familie Henkel betrieben. Aus dem Getreide aus der Region stellten sie unterschiedliche Produkte vom Futterschrot bis zum feinen Kuchenmehl her.

Bei unserem Besuch ist die Mühle leider geschlossen. Wir genießen eine Weile den Sommer und fahren dann weiter.

Zwischen Butzow und Radewege endlich Beetzsee!

Gleich im nächsten Ort erwartet uns wieder eine Kirche, die Dorfkirche Butzow, ein neoromanischer Bau, aus roten Ziegeln gemauert und teilweise verputzt. Das Kircheninnere ist schlicht gehalten.

Zwischen Butzow und Radewege bekommen wir endlich einmal den See zu Gesicht, den wir die ganze Zeit umrunden, den Beetzsee. In Radewege gönnen wir uns endlich unsere wohlverdiente Rast. In der „Fischerhütte in Radewege“ verbinden sich kulinarische Genüsse hervorragend mit einer tollen Aussicht auf den Beetzsee.

Fischerhütte in Radewege
Fischerhütte in Radewege

Kurz danach entdecken wir auch den Namensgeber unseres Radweges. Hoch über uns sitzt ein Storch mit mindestens einem Jungen.

Der restliche Weg führt uns durch eine Eigenheimsiedlung zurück an unseren Ausgangspunkt.

Graugänse
Graugänse II
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