„Er war ein Lehrer“ – Zu Besuch in Reckahn

"Er war ein Lehrer"
“Er war ein Lehrer”

12. Juli 2013

Das hätten wir längst tun sollen, uns die Zeit nehmen und die knappe halbe Stunde nach Reckahn rüber fahren. Der Besuch des Schlosses des Aufklärers und Schulreformers Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) und seiner Frau Christiane Louise von Rochow (1734 – 1808) sowie des Schulmuseums Reckhan lohnen sich. Bevor wir aber das Schloss und das darin befindliche Museum betreten, sehen wir uns ein wenig in der Umgebung um.

Wildgehege, Schloss und Park in Reckahn

Wir gehen hinter dem Schlosshof entlang bis zu einem Wildgehege, in dem sich einige Rehe samt Rehkitzen befinden. Weiter hinten gibt es Teichanlagen, die schon auf die Verfassung des ehemaligen Schlossherren hindeuten. Landschaftliche Gestaltung und ökonomischer Nutzen bilden eine Einheit.

Wirtschaftsgebäude
Wirtschaftsgebäude
Schloss Reckahn I
Schloss Reckahn I
Wildgehege Reckahn I
Wildgehege I
Wildgehege Reckahn II
Wildgehege II
Wildgehege Reckahn III
Wildgehege III
Wildgehege Reckahn IV
Wildgehege IV
Teichlandschaft Reckahn I
Teichlandschaft I
Teichlandschaft Reckahn II
Teichlandschaft II
Schloss Reckahn II
Schloss Reckahn II
Informationstafel I
Informationstafel I
Schloss Reckahn III
Schloss Reckahn III
Brücke im Park Reckahn
Brücke im Park
Informationstafel II
Informationstafel II
1963 zugeschütteter Graben, der zwei Karpfenteiche mit der Plane verband
1963 zugeschütteter Graben
Blick zum Erbbegräbnis Rochow in Reckahn
Blick zum Erbbegräbnis
F. E. von Rochow
F. E. von Rochow
Ch. L. von Rochow
Ch. L. von Rochow

Die Ausstellung im Schloß ist klein, aber hervorragend gestaltet. Im großen Gartensaal sitzen wir zwischen den Büsten des Ehepaars Rochows und des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz (Anhalt-Dessau) (1740-1817) und des preußischen Ministers Karl Abraham von Zedlitz (1731-1793), der das heutige Abitur eingeführt hat, und lauschen einem Gespräch, das aus Originalzitaten in Briefen nachgestaltet wurde. Man wird wunderbar leicht in die Thematik des Museums und in die Geisteshaltung der Rochows eingeführt. Der Rochowsche Geist bündelt sich in dem kurzen Ausspruch:

Vernunft für das Volk

Das eigentliche Museum besticht mit sparsam ausgewählten und gut angeordneten Exponaten und Erklärungen. Außerdem werden behutsam audiovisuelle Medien eingesetzt. Ein anderer Raum lädt direkt zum Ausprobieren ein. Insgesamt werden klug Elemente traditioneller Museen mit Elementen moderner Museumsauffassung verbunden. Und das alles auf engstem Raum. Dazu kommt eine jährliche Sonderausstellung im Obergeschoß.

Im Schlosspark können wir uns nur wenig umsehen. Zum einen ist erst ein Teil wieder rekonstruiert, während der andere noch Wildnis ist. Vor allem aber hat sich dort der Eichenprozessionsspinner breit gemacht. Vor einem Betreten des Parks wird ausdrücklich gewarnt.

Im Schulmuseum Reckahn

Wir begeben uns zum zweiten Museum in dem kleinen Ort Reckahn, in das Schulmuseum. Rochow wirkte in vielfältiger Hinsicht aufklärerisch und reformerisch, am tiefsten vermutlich als Schulreformer.

Seine Volksschule strahlte auf große Teile Europas aus. Von weit her kamen Lehrer, um die Reckahner Schule zu studieren. Sein Buch „Kinderfreund“ wurde jahrzehntelang zu einem, wie man heute sagen würde, Bestseller. Umgesetzt wurden Rochows Ideen aber von jemand anderem, von dem Lehrer Heinrich Julius Bruhns (1746-1794). In der kleinen Schule kann man als Höhepunkt noch einen alten Klassenraum besichtigen. Mehr noch, man darf sich in eine der Schulbänke setzen und als Schüler der 18. Jahrhunderts fühlen, vor einem Schiefertafel, Griffel und Schwamm. In dem zweiten ehemaligen Schulzimmer sind verschiedene Unterrichtsmaterialien ausgestellt. In den oberen Räumen wird anschaulich die Entwicklung des brandenburgischen Schulwesens und natürlich vor allem die Wirkung der Rochowschen Ideen dargestellt.

Am Schulmuseum Reckahn
Am Schulmuseum
Schule & Kirche Reckahn
Schule & Kirche
Altes Klassenzimmer im Schulmuseum Reckahn I
Altes Klassenzimmer I
Altes Klassenzimmer im Schulmuseum ReckahnII
Altes Klassenzimmer II
Altes Klassenzimmer im Schulmuseum Reckahn III
Altes Klassenzimmer III
Altes Klassenzimmer im Schulmuseum Reckahn IV
Altes Klassenzimmer IV
Blick vom Katheder im Schulmuseum Reckahn
Blick vom Katheder
Vor dem alten Schulhaus Reckahn
Vor dem alten Schulhaus
Das Grab von Bruns an der Kirche Reckahn
Das Grab von Bruns
Grabtafel für Bruns
Grabtafel für Bruns
Blick zur Schule Reckahn
Blick zur Schule
Blick vom Park zur Kirche Reckahn
Blick vom Park zur Kirche
"Er war ein Lehrer" - Denkmal für Heinrich Julius Bruns in Reckahn
“Er war ein Lehrer” – Denkmal für Heinrich Julius Bruns

Wieder draußen gehen wir noch zum Grab Bruns an der von der Straße abgewandten Seite der barocken Kirche neben dem Schulgebäude. Am Kirchengelände vorbei fließt die Plane, über die eine kleine Brücke zurück in den Schlosspark führt. Dort steht ein Denkmal Bruhns. Auf dem kleinen Denkmal ein einfacher Spruch, der wohl jedem pädagogisch Interessierten unter die Haut geht:

Er war ein Lehrer.

Welch’ eine Auszeichnung! Welche Weisheit, einem Lehrer ein Denkmal zu setzen! Bitte mehr davon, von Lehrern, denen man ein Denkmal setzen mag. Der Spruch verweist weniger auf den Beruf als auf die Berufung, weniger auf das Geben von Stunden als auf die anhaltende Wirkung auf die Schüler.

Auch hier wird übrigens vor dem Eichenprozessionsspinner gewarnt, aber der Weg bis zum Denkmal ist ohne Gefahren zu begehen. Hier stehen keine Eichen.

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