Heimaey auf den Westmännerinseln (Vestmannaeyjar)

4. Juli 2012
Gestern haben wir direkt am Vulkan berühmt berüchtigten Eyjafjallajökull, heute wollen wir ihn vom Meer aus ansehen. Bei – an der Küste – herrlichem Wetter beschließen wir, auf die Westmännerinseln (Vestmannaeyjar) zu fahren. Wir fahren auf gut Glück an die Fähre in Landeyjahöfn heran – und haben Glück. Wir kommen gerade rechtzeitig, um die 10-Uhr-Fähre nach Heimaey, der einzigen ständig bewohnten Insel der Inselgruppe, zu erreichen.

Obwohl die See ruhig liegt, schaukelt das Schiff etwas. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Hafen von Heimaey, der bei dem Ausbruch des Eldfell 1973 beinahe vom Meer abgeschnitten worden wäre.
Auf dem Lavafeld des Eldfell (Westmännerinseln)
Wir wenden uns vom Hafen nach links und steigen einige Treppenstufen auf das Lavafeld hinauf. Auf der rauen, zerklüfteten Lavazunge grünt und blüht es in inzwischen wieder. Als erstes stoßen wir auf Holzschilder mit Straßennamen. Dann auf Grabsteine für einige der Häuser, die 16 Meter unter uns in der erstarrten Lava beerdigt sind. Mitunter ist eine Skizze oder ein Foto des jeweiligen Hauses hinzugefügt worden.

































Aufstieg auf den Vulkan Eldfell
Langsam steigen wir höher und nähern uns dem Vulkan Eldfell. Über eine Wiese steigen wir zum Parkplatz hinauf. Von dort geht es auf schwarzem, teilweise rötlichem Lavagestein einen schmalen Trampelpfad hinauf. Mit jedem Schritt höher wird das Ausmaß der damaligen Katastrophe erkennbarer. Man sieht den Lauf des Lavaflusses, der erst kurz vor dem Hafen mit kaltem Meerwasser gestoppt werden konnte. Immer deutlicher wird auch der Krater, von dem der Lavafluss ausging. Zum „Festland“ hinüber wird die Sicht immer klarer, neben dem Eyjafjallajökull wird sogar der Myrdalsjökull erkennbar. Selbst die Hekla taucht aus dem Dunst auf. Das Spiel der Farben ist grandios, fast zu idyllisch. Unten die schwarze oder rote Lava, dann die dunkelblaue See mit einigen grünen Inseln, dahinter der weiße Gletscher, darüber der blassblaue Himmel mit weißen Wolken.
Blick vom Vulkan Eldfell auf Heimaey und den Gletscher Eyjafjallajökull
Endlich stehen wir oben. Die Sonne wärmt, der kühle Wind lässt uns frösteln. Das Gestein ist jetzt meist rötlich, aber auch gelb und ocker. Aus kleinen Erdlöchern dringt noch die Hitze der Erde heraus. Immerhin noch so stark, dass es unangenehm wird, wenn man die Hand länger in die Nähe hält. Hinzu kommt leichter Schwefelgeruch. Es ist ein unheimliches Gefühlt, an diesem Platz zu stehen, selbst dann, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Eldfell nur einmal in 5000 Jahren ausgebrochen ist. Weit unten, da, wo der Krater in den Lavafluss übergeht, steht ein schlichtes Holzkreuz zum Andenken an das Ereignis.
Oben begegnet uns ein Hund, mit gepflegtem Fell und Halsband, der offensichtlich seine Chefs sucht, den Krater immer rauf und runter läuft und sich dabei die Pfoten schon wundgelaufen hat. Er kommt mit uns wieder hinauf und liegt erschöpft an einer der warmen Stellen. Wir überreden ihn, mit uns hinunter zu kommen. Wir wollen ihn bei der Information abgeben. Aber irgendwann rafft er sich auf und rennt den Berg vor uns hinab und ist verschwunden.










































Pompei des Nordens (Pompei Norðursins)
Beim Abstieg machen wir noch einen Bogen zum Pompei des Nordens (Pompei Norðursins). An einer Stelle nahe der neugebauten Siedlung hat man begonnen, die alten Häuser wieder auszugraben. Viel ist nicht mehr übrig. Das bereits Ausgegrabene muss mühsam mit Netzen gesichert werden, damit es nicht wieder unter dem feinen Sintergeröll versinkt. An manchen Stellen sind lediglich Schilder aufgestellt, auf denen etwas zum alten Haus steht. Verbunden mit einem Pfeil, der aussagt, dass das Haus 10 Meter weit in der noch nicht freigelegten Lava steht.








Geschichten von den Westmännerinseln
Die kleinen Westmännerinseln sind voller Geschichten. Die ersten stehen bereits im Landnámabók, dem Landnahmebuch. Zu den Westmännerinseln gehört auch die jüngste Insel der Erde, Surtsey. Die immerhin zweitgrößte Insel der Inselgruppe entstand erst ab dem 14. November 1963 bei einem Vulkanausbruch. Sie markiert heute den südlichsten Punkt Islands. Eine andere, ebenso tragische wie erstaunliche Geschichte spielte sich 1627 ab, der Türkenüberfall. Algerische Piraten erreichten die Insel, ermordeten einen Teil der Einwohner und verschleppten den anderen nach Afrika. Noch nach Jahrhunderten waren die Auswirkungen auf der Insel spürbar. Heute leben die über 4.000 Einwohner die Insel gut vom Fischfang. Noch immer gehören die Papageitaucher zu den kulinarischen Spezialitäten der Insel. Leider fanden wir keine Gelegenheit, sie zu probieren. Zu den Eigenarten der Insel gehört auch, dass die Inselbewohner die im Innern noch heiße Lava des Eldfell Jahrzehnte lang nutzten, sich kostengünstig mit warmem Wasser zu versorgen. Es ist halt Island!















Zum Schluss unseres kleinen Ausflugs nach Vestmannaeyjar pilgern wir noch zum Friedhof und zur Landakirkja, der zweitältesten Steinkirche Islands. Den Rest des Tages verbringen wir gemütlich bei Kaffee und Hefegebäck und Vogelbeobachtung. Für die Stabkirche fehlt uns die Zeit. Um 17:30 Uhr fahren wir mit der Fähre zurück.
Der Wasserfall Seljalandsfoss in der Abendsonne
Auf der Hauptinsel ist es inzwischen diesig geworden. Nur der Küstenstreifen und mit ihm der Seljalandsfoss liegen noch im warmen, milden Sonnenlicht. Wir gönnen uns den kleinen Umweg und genießen noch einmal das fallende Wasser, den hin- und herwandernden Regebogen sowie die umliegenden blühenden Wiesen.
Spät am Abend bleibt noch ein wenig Zeit, auf Vogeljagd zu gehen. Selbstverständlich nur mit dem Fotoapparat.
Wir freuen uns auf morgen. Da wollen wir zu einem der schönsten Wasserfälle überhaupt, zum Skogafoss.












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