Krakau: Die Altstadt, Tuchhallen und Veit-Stoss-Altar

7. Juni 2014
Das Kraków (deutsch: Krakau) eine angesagte Stadt sei, das hatten wir ja schon gehört. Dass Sie aber so voller Leben ist, das hatten wir nicht geahnt. Die Altstadt quilt über von jungen und alten Menschen, von Einheimischen und Touristen.
Nach fünf Stunden Autofahrt, darunter 70 Kilometer auf einer holprigen Strecke wie zu DDR-Zeiten, auf der man stellenweise nur 50 km/h fahren konnte, erreichen wir die alte polnische Königsstadt. Unser kleines Hotel ist unkompliziert zu erreichen und liegt direkt gegenüber dem Wawel am anderen Ufer der Weichsel.
Nach dem wir die Zimmer bezogen haben, schlendern wir über die flussaufwärts gelegene Brücke zum Wawel rüber, den wir heute jedoch links liegen lassen. Der Reiseführer hatte geraten, für einen Besuch besser die Morgen- oder die Abendstunden zu nutzen und so den Besucherströmen auszuweichen. Wir gehen direkt in die Altstadt von Krakau und sind schnell überzeugt, dass der Rat sicher ein guter war. In der Kühle der St.-Peter-und-Paul-Kirche frischen wir uns ein wenig auf und bewundern das riesige Gebäude. In die St.-Andreas-Kirche kommen wir leider nicht rein.





















Je näher wir zum Hauptmarkt (poln. Rynek Główny) kommen, desto dichter wird das Gedränge. Als wir den Platz endlich erreichen, sind wir überwältigt. Der Platz gehört sicher zu den schönsten Europas. Die alten Häuser, früher fast alles Paläste, haben den Zeiten getrotzt bzw. sind gut wieder hergestellt. Das Erdgeschoss ist rings um den großen Platz mit Restaurants belegt. Trotzdem ist es gar nicht so einfach, einen Platz zu finden.
Wir umrunden den Platz im Uhrzeigersinn, sehen uns das eine oder andere Haus näher an, besuchen auch die kleine Adalbertkirche. In der Mitte die Tuchhallen (poln. Sukiennice) sind imposant und platzbestimmend, nur schade, dass sie von einer Seite gerade durch eine Fernsehveranstaltung blockiert sind, und dass es Innen fast nur Ramsch gibt.




























Die den Platz weit überragende und dominierende Marienkirche entschädigt uns jedoch für dieses sowieso nicht große Unbill. Schon von außen sieht sie mit ihren hochaufragenden ungleichen Türmen beeindruckend aus. Das Innere übertrifft jedoch alle unsere Erwartungen. Ich kann mich nicht erinnern, je zuvor eine derartige Pracht in einer Kirche gesehen zu haben, sieht man einmal vom Vatikan und der Sixtinischen Kapelle ab. Damit meine ich nicht allein die Vergoldungen, sondern auch den Wert und die Kunstfertigkeit der Ausschmückungen. All das wird dann noch von dem Hochaltar übertroffen, an dem Veit Stoss zwölf Jahre lang schnitzte. Die Stadt erließ ihm im Gegenzug sogar alle Steuern. Merke: Wer große Kunst fördert, tut seiner Stadt auf Jahrhunderte etwas Gutes.

















Anschließend sehen wir uns noch die restliche Altstadt etwas an, vor allem das im Oktober 1893 eröffnete und später nach Juliusz Słowacki benannte Theater, die größte erhaltene Barbakane Europas und das letzte erhaltene Tor der Krakauer Stadtmauer, das Florianstor. Das Theater war ursprünglich nach dem Komödiendichter Aleksander Graf Fredro benannt, dessen Büste vor dem Theater steht. Anlässlich des 100. Geburtstags des Dichters und Dramatikers Juliusz Słowacki erhielt es 1909 dessen Namen. Wir schlendern die Planty entlang, dem grünen Gürtel um die Innenstadt, der im frühen 19. Jahrhundert an der Stelle der alten Stadtmauer entstanden ist.













Mit den Restaurants haben wir Pech. Die von unserem gar nicht alten Reiseführer empfohlenen zwei, die wir uns für heute rausgesucht hatten, existieren nicht mehr. Letztlich landen wir in einem Restaurant, bei dem wir das Gefühl haben, eher Fertiggerichte angeboten bekommen zu haben. Morgen, so nehmen wir uns vor, essen wir auf einem kleinen Markt hinter der Marienkirche. Der Grill dort macht einen ganz guten Eindruck.
Zum Abschluß des Tages genießen wir noch das Treiben auf dem Marktplatz. Kirchen und Tuchhallen sind angestrahlt. Überall sind Menschen, alle Tische in den zahlreichen Restaurants sind belegt. Es ist italienisches Flair pur.
Auf dem Rückweg zu Hotel erleben wir noch wahnsinnige Skater und Radfahrer. Mit rasender Geschwindigkeit brettern Sie den schrägen Aufgang zum Wawel herunter – und weiter auf die gut befahrene Straße um den Wawel. Einmal kann ein Taxi nur noch mit einer Vollbremsung verhindern, einen der Wahnsinnigen zu überfahren. Diesen hindert das aber nicht an einer Wiederholung.
















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