Orchideen-Insel Öland
Im Sommer 2014 hatte ich das grosse Glück von Mai bis August auf der mit 1347 km² doch recht überschaulichen Insel Öland, im Süden Schwedens, zu verbringen. Die Insel überzeugt bereits am ersten Tag als wahres Erholungsparadies für Naturfreunde. Ein Farbenteppich in allen Facetten von pink über mangenta bis lila empfängt mich bei meiner Ankunft im kleinen Örtchen Skogsby sofern das Auge reicht. Viele der immer wiederkehrenden Touristen erzählen mir, dass dieses ein besonders reiches Orchideenjahr sei.
Die ersten Arten von Orchideenbeginnen hier Anfang Mai in einem wahren Meer zu blühen: das Holunder-Knabbenkraut (Dactylorhiza sambucina), das gleich in zwei Farbvarianten (pink und gelb) daherkommt, das männliche Knabbenkraut (Orchis mascula) und das Kleine Knabbenkraut (Anacamptis morio), die mit besonders aufallender und variantenreicher Farbmusterung bestechen. Nur Bestäuber sieht man wenige; aufgrund des fehlenden Nectars werden sie wie viele andere nektarlose andere Arten nur selten besucht. Ca. drei Wochen beherrschen sie die Vegetations des Alvars, die den Süden der Insel charakterisierende Kalklandschaft.
Doch kaum sind sie verblüht, folgen das Helmknabbenkraut (Orchis militaris) und das Fleischfarbene Knabbenkraut (Dactylorhiza incarnata) mit nicht minderer Farbenpracht. Und auch das nur 10-15 cm kleine mit vergleichsweise winzigen rund 1 cm im Durhmesser kleinen, aber zahlreichen Blüten ausgestattete Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata) ist niedlich anzusehen.
Mitte Juni treten dann die ersten nektarreichen Arten auf den Speiseplan zahlreicher Schmetterlinge und Nachtfalter. Es bereitet grosse Freude, in der warmen Sonne im Gras zuliegen und ihnen zuzusehen, wie sie Blüte um Blüte besuchen und sich am Nektar verköstigen. Hier fällt besonders die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) auf, die im Juli in dichten Beständen auf fast jeder Wiese zufinden ist. Besonders erwähnenswert ist mit Sicherheit auch die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), die sich grosser Popularität aufgrund ihrer Bestäubung durch ihre Sexualtäuschung erfreut. Die beiden Waldhyanzinthen-Arten (Platanthera bifolia und P. chlorantha) machen mit ihren weißen, großen Blüten einen sehr eleganten und prachtvollen Einruck. Mit Eintritt in die Dämmerung locken sie mit bestechlich süßem Duft zahlreiche Nachtfalter an. Eher zurückhaltend unscheinbar dagegen, jedoch nicht minder schön, sind das Grosse Zweiblatt (Listera ovata) und die grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride).
Den Abschluss meiner botanischen Arbeiten stellt die Sumpf-Ständelwurz dar, die nochmals eindrucksvoll die faszinierende Vielfältigkeit von Blütenformen, -farben und -musterungen illustriert. Alle genannten Orchideen stellen nur eine kleine Auswahl der 34 verschiedenen auf Öland vorkommenden Arten dar …
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