Petzow

17. Juli 2010

Unsere Lieblingsradtour führt nach Werder, zuerst auf den Wachtelberg zur Weinverkostung bei einigen Käsehappen, dann hinunter auf die Inselstadt zur berühmten Fischsuppe im Kuddeldaddeldu (siehe auch Inselstadt von Werder in diesem Blog). Meist fahren wir auf dem Europaradweg R1 von Borkheide nach Ferch und dann weiter nach Caputh. Dort setzen wir mit der Fähre über und lassen uns unter schattigen Bäume Richtung Werder trudeln. Zurück geht es meist über Petzow.

Heute sind wir spät losgekommen und beschließen, dieses Mal gleich die etwas kürzere Tour über Petzow zu nehmen.

Als Ausgleich machen wir in diesem malerischen Fleckchen Erde einen kurzen Stop. Petzow mag inzwischen für sein bombastisch-geschmackloses, kaum in die Landschaft passendes Ressort Schwielowsee bekannt sein. Dessen Besitzer scheint seine Anlage sogar mit dem Dorf zu verwechseln, jedenfalls führt die Domain petzow.de direkt zu seinem Protzpalast. In dem treffen sich Minister und Parteigrößen und andere Gernegroß. Den meisten dürfte das dahinter liegende Kleinod verborgen bleiben. In diesem alten verträumten wahren Petzow treffen sich Schinkel und Lenné, ein Schlosspark und die Havel, ein liebevoll gepflegter Park und ein morbides Schloss mit geschlossenen Türen und vergitterten Fenstern.

Wir nähern uns dem verwunschenen Schloss entlang der Havel. Immer wieder eröffnen sich in dem kleinen Park die berühmten Lennéschen Sichtachsen, zur Havel hin, auf das Schloß, auf die Schinkelkirche oder einfach nur auf einen solitär stehenden Baum. An der kleinen Badestelle baden ungeachtet der Warnung vor möglichen Hautreizungen einige Besucher.

Wir verlassen das Schloss durch die kleine Dorfstraße Richtung Kirche. In den alten Dorfhäuschen mit ihren verlockenden Höfen haben sich inzwischen kleine Gasthöfe etabliert. Andere mussten leider wieder aufgeben. In der Alten Schmiede hoch über dem Parksee hält sich dagegen bereits seit DDR-Zeiten eine kleine, feine Gaststätte.

Wir folgen der Dorfstraße über die Durchgangsstraße und fahren den kleinen Hügel hinauf zur Kirche. Im Kirchturm treffen wir auf einen alten Wärter, der kaum von seinem winzigen Fernseher aufblickt, als er uns den einen Euro Eintritt abnimmt. Wir steigen die schmalen Stufen hinauf. Schinkel mag an vieles gedacht haben, aber auf keinen Fall an Touristen, die auf seinen Turm steigen wollen. Auf der letzten Treppe muss man sich auf fast bergsteigerische Art auf die winzige Plattform hoch hangeln.

Dort oben aber erwartet einen ein unglaublicher Ausblick. Unter einem liegt nicht nur das kleine Dörfchen Petzow mit seinem Schloss und seinem Park, sondern Fluss und Seen. Man blickt auf die Havel und auf den Schwielowsee, auf den Glindower See, hinüber zum Templiner See und zum Großen Plessower See, sogar bis zum Großen Zernsee. Wo sonst kann man von hoch oben auf so viele Seen blicken? Unter einem liegen dunkle Laubwälder, und in der Ferne ist die Werdersche Inselstadt zu erkennen. Wir möchten ewig verweilen. Am Fuße der Kirche genießen wir noch die Blicke über den Parkteich auf den Schwielowsee in die eine und auf den Glindower See in die andere Richtung. Dann fahren wir weiter in Richtung Fischsuppe.

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