Rund um den Stechlin

21. Juli 2010
Man sollte genießen und schweigen!!! Aus Angst, dass zu viel an Bekanntheit den Zauber dieses Sees untergräbt. Aber wie könnte man nicht von diesem glasklaren, buchtenreichen, verträumten und geheimnisvollen Stechlin im Ruppiner Land schwärmen? Wir machen uns mindestens einmal im Jahr auf die 2-stündige Fahrt dorthin. Inzwischen seit Jahrzehnten, und die Schwärmerei hat sich auf die Kinder übertragen.
In diesem Jahr sind wir sogar zum zweiten Mal da. Nach einem Badeausflug wollen wir dieses Mal die 17 Kilometer rund um den See wandern.Â
An einem der heißesten Tage in diesem wahrlich nicht kühlen Juli genießen wir die schattigen Buchenwälder und einen frischen Windhauch vom See her. Wann immer es uns doch zu schwül und zu warm wird, ziehen wir uns aus und springen in den trotz der wochenlangen Temperaturen weit über 30 Grad noch herrlich erfrischenden See. Aber der Reihe nach. Wir starten in Neuglobsow, dem einzigen Ort an dem 4,25 km² großen See. Die zentrale Straße läuft gerade auf den einzigen Strand zu. Wir lassen die lärmenden Badegäste links liegen und wenden uns nach rechts. Nach nur wenigen hundert Metern liegt die kleine Gaststätte des Stechlinfischers. Dort sieht es aus wie seit DDR-Zeiten, wenn nicht noch von länger her. Rustikale Bänke und Tische stehen direkt am See. In der geduckten Hütte riecht es nach Bratenfett und Fisch. Am kleinen Tresen aber ist es fast immer voll. Ich bevorzuge den ganz einfachen Fisch, vor allem die köstliche, kleine Maräne. Zwei, drei der köstlichen Fischlein noch warm aus dem Räucherofen, zwei, drei derselben Art mariniert, ein Stück Aal, ein Bier – was braucht es mehr. Auf der einfachen Bank sitzend genießen wir den Blick auf den Badestrand, auf den weiten See mit seinen waldbestandenen Ufern, auf die zahlreichen Fische im abgegrenzten Becken vor uns und beobachten die zahlreichen Taucher im klaren Wasser vor uns.










































Bald nach dem Fischerhof kommt eine kleine verträumte Bucht mit Schilf, Bänken und Steinen im Wasser. Hier hat man weit mehr Ruhe zum Baden als am lauten Strand in Neuglobsow. Überhaupt diese Buchten! Sie begleiten einen fast auf dem ganzen Weg um den Stechlin. Klar, bei diesem schon lange anhaltenden Supersommerwetter sind viele längst belegt, wenn wir auf unserer Wanderung vorbei kommen. Aber es bleiben genug Buchten für uns, um ungestört zu baden.
Links der See, rechts steil hinaufgehende Hügel, überall prachtvolle Bäume, vor allem Buchen und Eichen, einige Kiefern, direkt am Ufer auch Birken. Das dichte Laub schafft oft herrliche Rahmen, durch die man den See mit seiner dunklen Färbung erblicken kann. Bald erreichen wir das Nordufer, den inoffizielle FKK-Strand. Nackte Männlein und Weiblein haben sich manchmal richtige Burgen aus Ãsten gebaut. Meist aber liegen sie in mitgebrachten Stühlen und genießen die Natur. Unmittelbar nach dem Nordstrand durchqueren wir einen kleinen Morast. Tiefschwarze, zerwühlte Erde wechselt mit dunkelgrünen Farnen, die sich in glitzernden Wasserlachen spiegeln.
Kaum haben wir das Moor hinter uns gelassen, erreichen wir unser erstes Ziel, eine kleine Bucht mit einem ins Wasser gestürzten Stamm, die wir schon von früheren Aufenthalten her kennen. Hier machen wir eine erste Rast, essen und trinken etwas und gehen baden. Selbst in diesem Sommer, in dem die Hitze auch den Stechlin getrübt hat, sieht man stehend bis zu den Füßen hinunter. Nicht umsonst galt der Stechlin als der klarste See der DDR. Noch heute gibt es eine Tauchschule bei Neuglobsow. Fast immer kann man Taucher und Schnorchler bewundern. Mit ein wenig Glück kann man vom Ruderboot aus auch schon einmal einen Hecht am Schilfrand auf Lauer liegen sehen. Wir lassen uns jedenfalls Zeit in diesem herrlichen Wasser.
Nach der Rast geht es ein, zwei Stunden weiter so durch dunkle Mischfelder, immer den Stechlin auf der linken Seite. Die Buchten sind so zahlreich wie zuvor, jedoch sind nicht mehr so viele belegt. Zahlreiche Bäume sind umgekippt und ragen nun in den See hinein. Manche sind abgestorben, viele tragen leuchtendes Grün wie zuvor auch. Radfahrer und Wanderer wie wir kommen uns entgegen und grüßen freundlich.





























Schließlich erreichen wir das ehemalige Kernkraftwerk Rheinsberg, eine der Absonderlichkeiten der DDR. Wie man auf die Idee kommen konnte, diese risikobehaftete Technik ausgerecht in dieser wunderbaren Natur ausprobieren zu müssen, das erschließt sich heute nicht mehr. Heute sind die radioaktiven Materialien nach Greifswald abtransportiert. Wahrscheinlich ist das Gebäude noch belastet, jedenfalls steht es noch. Der Schornstein überragt die umliegenden Wälder und ist weithin zu sehen.
Nach dem Überqueren des Kraftwerkskanals verlassen wir den Stechlin und laufen quer über die weit in den Stechlin hineinragende Halbinsel. Manchmal sind wir auch noch diese Insel abgelaufen, heute aber genügt uns die einfache Runde um den Stechlin. Am Polzow-Kanal erreichen wir wieder den See. Über uns kreist ein Greifvogel mit weißen Schwingen. Ein Seeadler? Ehe ich an der Kamera das Objektiv wechseln kann ist er leider hinter den Baumwipfeln verschwunden. Wir machen Rast, beobachten kleine Fisch bei ihrem Treiben ebenso wie die vorbeikommenden Radfahrer. Über die Brücke über den Polzowkanal folgen wir weiter dem Ufer des Stechlin. Irgendwann, schon wieder recht nahe an Neuglobsow, zieht es uns noch einmal ins Wasser. Wieder genießen wir die Bewegungen unserer Körper in dem klaren Wasser, die Verträumtheit der uns umgebenden Wälder, die Kühle des Sees und die Abgeschiedenheit unserer Bucht direkt am Wanderweg.


































Als letztes passieren wir die wissenschaftliche Station zur Untersuchung der Fische im Stechlin. Immerhin hat man vor kurzer Zeit noch eine neue, nur hier lebende Maränenart entdeckt. Wieder in Neuglobsow überlegen wir kurz, uns noch ein Ruderboot auszuleihen und zur Sandbank zu rudern. Wegen der fortgeschrittenen Zeit lassen wir das dann. Nach einem reichlichen und guten Abendbrot im Neuglobsower Luisenhof kehren wir noch einmal an den Stechlin zurück. Wir genießen den Sonnenuntergang und baden noch einmal im klaren Wasser im rötlichen Schein der untergehenden Sonne.











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