Tagestour auf der Hardangervidda – von Trondsbu nach Stigstuv und auf anderem Weg zurück

2. Juli 2016
Heute geht es los, zum ersten Mal in diesem Urlaub so richtig hinauf auf die Hardangervidda. Wir haben eine vier- bis fünftägige Wanderung auf der Hardangervidda fest im Programm für diesen Urlaub. Dabei darf es durchaus etwas Regen geben, aber bitte keinen Dauerregen. Wir wollen doch die Landschaft erleben. Bisher kam es jedoch anders.
Erst sind wir wegen leicht besserer Wetteraussichten nach Norden an den Jostedalsbreen ausgewichen, dann haben wir die Tour gekürzt, auf drei Tage. Doch der Wettergott ist uns weiterhin nicht hold. Eine zweitägige Tour ist – wenn wir uns nicht völlig verausgaben wollen – nur mit dem gleichen Rück- wie Hinweg möglich. Eine Tour vom Vøringsfossen zum Hardangerjøkulen wäre unter Garantie spannend, aber mit 8 Stunden reiner Laufzeit ohne Rast kämen wir sicher an unsere Grenzen. Fotografieren wäre kaum drin. Also nicht das, was wir wollen. Also entschließen wir uns für zwei Tagestouren.
Sommerwanderung auf der Hardangervidda

Heute starten wir zur ersten Tour. Wir schrauben uns vom Eidfjord durch die Tunnel des Måbødal hinauf, fahren bis kurz hinter Dyranut und biegen dort auf eine Mautstraße (100 NOK) auf die Hardangervidda ein. Nach ca. 11 Kilometern erreichen wir unseren Parkplatz am See Tinnhylen (oder Tinnhølen) in der Nähe der Trondsbu Turisthytta. Hier treffen wir wieder auf den Fluss Bjoreio, der später als der berühmte Wasserfall Vøringsfossen 183 in die Tiefe fällt. Dort waren wir gestern.
Jetzt befinden wir uns jetzt auf ca. 1.250 Meter ü.d.M. Es herrschen sommerliche 5,5 Grad. Gerade als wir loswandern wollen, geht ein eisiger Regen mit ebenso eisigem Wind auf uns nieder. Einen Moment zögern wir, ob wir wirklich wandern wollen. Doch gut angezogen, macht uns das Wetter wenig aus.

Gut oder besser angemessen angezogen heißt für mich in diesem Fall: Lange Unterwäsche, oben darüber ein Wanderhemd, eine Fliesjacke für die Wärme, ein Softshell gegen den Wind und eine Regenjacke gegen die Nässe. Unten kommen zur Unterhose noch die Wanderhose und die Regehose. Schwere Wanderschuhe, Handschuhe und Mütze komplettieren die Ausrüstung. Dann kann die Sommerwanderung losgehen.



In der grandiosen Weite der Hardangervidda

Unsere Entscheidung, trotz des Regens loszugehen, wird recht bald mit Sonnenschein belohnt. Überhaupt wechselt das Wetter ständig. Nach der Sonne kommen dunkle, düstere Wolken herauf, der Wind wird stärker, dann tröpfelt es leicht, schließlich regnet es, einmal graupelt es auch. Der Wind peitscht Regentropfen oder Graupelkörner ins Gesicht. Immer wieder formen sich grandiose Wolkenberge aus weißen, grauen und schwarzen Wolken. Mal hängt auch eine dunkle Wand drohend am Horizont, mal über uns, fast zum Greifen nah. Doch immer wieder kommt die Sonne hervor und taucht die Landschaft in ein wunderbares Leuchten. Dann wandert es sich leicht. Der markante Berg der Hardangervidda, der Hårteigen, gibt Orientierung. Im Norden leuchtet weiß der Gletscher Hardangerjøkulen. Bäche und kleine Flüsse plätschern. Schneereste gleißen in der Sonne. Einmal erfreut uns auch ein blasser Regenbogen.
Die Hardangervidda vermittelt dem Wanderer ein wunderbares Gefühl von Weite, von Freiheit und Leichtigkeit. Wir empfinden es als etwas Besonderes, rund um, wirklich auf 360º bis zum Horizont blicken zu können. Selbst der Himmel scheint eine Dimension mehr zu haben.


























Rast an der Stigstuv Turisthytta
In Stigstuv machen wir Rast und verzehren die mitgebrachten Brote, trinken dazu mitgebrachte Brühe. Alles im Stehen. Für eine längere Rast oder gar zum gemütlichen Hinsetzen ist es zu kühl.
Auch der weitere Wanderweg ist meist gut ausgeschildert, auch wenn man mitunter das rote T des Norwegischen Tourismusvereins DNT (Den Norske Turistforening) oder die kleinen Steinmännchen etwas suchen muss. Nur einmal verlieren wir die Spur etwas bzw. geraten auf eine andere. Aber eigentlich sind wir selbst schuld. Wir schlagen einen Weg zur Straße ein, der nicht ausgeschildert ist, statt noch ein wenig mehr dem bisherigen Weg zu folgen. Am Ende sparen wir dadurch allerdings einen kleinen Umweg.



















Flora und Fauna auf der Hardangervidda
Moltebeeren und andere Pflanzen
In einer geschützten Ecke entdecken wir Moltebeeren, die gerade anfangen zu blühen. Die Gräser, Mose und Flechten der Hardangervidda wirken immer wieder anders – ja nach Lage, Zusammenstellung und vor allem je nach Wetterstimmung. Zwischen all dem Grün finden sich immer wieder überraschende Farbtupfer.












Goldregenpfeifer
Mitunter scheuchen wir auch einen Goldregenpfeifer auf, der versucht, mit lautem Fiepen auf sich aufmerksam zu machen und uns von seinem Gelege abzulenken. Später treten wir fast auf einen, erst im letzten Moment fliegt er auf. Er hatte sein Nest genau an den schmalen Wanderweg gebaut. Fast wären wir auf die kaum sichtbaren Eier getreten. So aber fotografieren wir die vier gesprenkelten Eier nur schnell und entfernen uns dann, damit der Vogel sein Brutgeschäft fortsetzen kann. Rentiere bekommen wir dagegen nicht zu Gesicht, obwohl es hier die größten Herden an wildlebenden Rentieren in Europa geben soll.












Wandern auf der Hardangervidda
Der Weg ist vielfältig wie das Wetter. Mal schmale Sandwege im Gestein, dann morastige Gebiete, in denen manchmal das Glück hat, Steine zu finden, auf die man treten kann. Mal überqueren wir Bäche auf Steinen, mal Schneeflächen, in die man auch mal unverhofft einbrechen kann. Am Ende führt uns der Weg über die Schotterstraße ans Ziel zurück, über die wir auch mit dem Auto gefahren sind.





































Wieder am Ausgangspunkt in Trondsbu
Als wir wieder in Trondsbu am Auto sind, sind wir ganz schön geschafft. Wir sind etwa 8 Stunden unterwegs gewesen, in Wind und Wetter. Unsere Gesichter sind rot und frisch. Trotz des Wetters ein wunderschöner Tag. Wir fühlen an unsere erste, tatsächlich mehrtägige Wanderung über die Hardangervidda vor ein paar Jahren erinnert. Morgen wollen wir eine andere Ecke der Hardangervidda erkunden.











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