Zum Spargelessen nach Beelitz
21. Mai 2012
Ob das die Tour wird, nach der wir schon lange suchen? Mal eben so am Nachmittag zu einem netten Ausflugslokal mit Flair radeln?
Von Borkheide über Alt Bork und Birkhorst in Richtung Schäpe
Wir starten in Borkheide am Bahnhof und fahren immer gerade aus bis nach Alt Bork. Dort bewundern wir die Kirche, und werden prompt eingeladen, sie uns anzusehen. Leider dauert die Schlüsselsuche länger, als wir Zeit haben. Denn in Beelitz sind Plätze für uns bestellt.
In Alt Bork biegen wir zwischen zwei Häusern auf einen Kopfsteinpflasterweg ein, der bald in einen „naturbelassenen“ Sandweg übergeht. Wir schwanken zwischen der Freude an der asphaltfreien Natur und den Strapazen mit unseren nur schwer durch den losen Sand vorankommenden Fahrrädern. Mitten im Wald treffen wir auf Spargelfelder, auf denen die Arbeiter gerade den Abendspargel stechen. Birkhorst, das wir nach wenigen Kilometern erreichen, ist ein nettes kleines Dörfchen. Wir wenden uns Richtung Schäpe, biegen aber kurz vorher auf den F 5 ein.
Entlang der Nieplitz
Diesen Weg sind wir schon oft gefahren, und doch offenbart er uns heute ganz neue Seiten. Große Mähdrescher sind gerade dabei, die üppigen Wiesen zu mähen. Dabei werden offenbar Mäuse und andere Kleintiere aufgescheucht, was wiederum Störche und Milane, genauer Rotmilane zu Tisch bittet. Fast ein Dutzend Milane kreist über unseren Köpfen im wolkenlosen Himmel. Ihr Gefieder leuchtet braunorange im Sonnenlicht. Auf der gemähten Wiese spaziert ein Storchenpaar gleich neben dem Mähdrescher auf und ab. So nah sieht man beide Vogelarten nur selten. (Leider lässt die Qualität der Fotos trotzdem zu viele Wünsche offen.)
Doch wir müssen weiter, der bestellte Tisch wartet. Wir fahren entlang der Nieplitz, in der Ferne sind erst Schäpe, dann Reesdorf zu sehen. Die Landschaft erinnert ein wenig an den Spreewald, fast vermutet man, gleich wird der erste Kahn um die Ecke gestakt. Die Zauche ist schön.
In der Gaststätte „Zur Alten Brauerei“ in Beelitz
Endlich erreichen wir die Altstadt von Beelitz mit ihren engen Gassen. Auf die Minute genau erreichen wir den Vierseitenhof „Zur Alten Brauerei“, in dem schon im Jahr 1650 Gäste bewirtet wurden. Die Fassade ist grün berankt, in den Fenstern stehen Blumkästen mit roten Geranien. Schon beim Betreten der dunklen Einfahrt zum Hof lässten dessen unglaubliches Flair ahnen. Wir bekommen direkt unter einer Fichte einen schattigen Platz. Die kühlen Getränke, Rharbarberschorle und Bier, erfrischen uns, nachdem wir fast zwei Stunden unter der kraftvollen Maisonne geradelt waren. Bald kommt das Essen: Kotelett, nicht Schnitzel, dazu Spargel, gekocht und nicht gedünstet sowie neue Kartoffeln, in Butter geschwenkt. Ein Gedicht!
Bummel durch die Beelitzer Altstadt
Gut gestärkt betrachten wir noch ein wenig die engen Gassen der Beelitzer Altstadt, einem Flächendenkmal. Die Kirche ist offen, was wir uns nicht nehmen lassen. Sogar auf den Turm steigen wir hoch. Die nette Turmfrau bewacht in der Zwischenzeit unsere Fahrräder, so dass wir sie nicht einmal anschließen müssen. Vom Turm aus wird erst einmal deutlich, wie kompakt diese alte Stadt erhalten ist – und wie klein sie ist. Man kann auf restaurierte und auf alte Dächer herunterblicken, ebenso in machen Innenhof. Gleich hinter den engen Gassen strecken sich die Wiesen, Wälder und Felder der Nuthe-Nieplitz-Niederung.
Zurück entlang der Nieplitz über Schäpe nach Borkheide
Zurück wählen wir zunächst denselben Weg wie herzu. Die Mädrescher sind inzwischen verschwunden und mit Ihnen die Milane und Störche. Dieses Mal fahren wir jedoch bis Schäpe in einen weiteren Spargelhof und erfrischen und stärken uns wieder. Danach wählen wir einen anderen Weg nach Alt Bork, der ist kürzer – und noch sandiger. Wir müssen uns ganz schön anstrengen. Die Spargelfelder sind inzwischen menschenleer.
In Alt Bork, das bis 1937 Wendisch Bork hieß, wenden wir uns nach links und fahren bis zum Ortseingang von Deutsch Bork. Im Ort fahren wir die erste Straße nach rechts – und radeln bald wieder mehr recht als schlecht auf einem Sandweg bis zur Brücke über die A 9. An der stehen riesige Windkrafträder, die sich leise surrend drehen. Wenn man zu ihren Füßen steht, kommt man sich verdammt winzig vor.
Wir überqueren die Autobahn und rollen entspannt bis Neuendorf. Rechts ist die alte Müllhalde zu sehen. Ohne weiteren Aufenthalt fahren wir bis zu unserem Ausgangspunkt zurück nach Borkheide, bis zum bekannten Hotel Fliegerheim direkt am Bahnhof. Zum Schluss besuchen wir noch kurz eine wenige bekannte Sehenswürdigkeit der Region, das alte Wohnhaus des ersten deutschen Motorfliegers Hans Grade und die hinter dem Haus liegenden Werkstätten, in denen seine Flugzeuge und später sein Auto gefertigt wurden. Kaum zu glauben, dass in dieser ruhigen Waldgegend einmal industrielle Produktion stattfand und beinahe sogar der Berliner Flughafen hingekommen wäre.
Die Tour jedenfalls lohnt sich und ist eine Wiederholung wert.
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Bettina
14. Juni 2012 @ 10:19
Lieber Andreas, liebe Almuth,
die Fotos und die Texte sind Klasse!!! Besonders der Milan mit dem schönen Federkleid ist beeindruckend. Es war eine tolle Radtour und ein schönes WE. Vielen Dank! Liebe Grüße und bis in 2 Wochen Eure Bettina und Andreas