Bei der Himmelsscheibe von Nebra
9. Juni 2015
Schon als 2002 die ersten Meldungen über die seltsame Scheibe auftauchten, faszinierte uns diese weltweit älteste konkrete Darstellung des Himmels. Was stellt sie wirklich dar? Wozu benötigten die Menschen so etwas?
Doch obwohl bereits im Sommer 2007 das multimediale Ausstellungszentrum Arche Nebra in der Nähe des Fundortes eröffnet wurde, brauchten wir noch acht Jahre, bis wir uns aufmachten, die Geschichte und die Bedeutung dieses Objektes für uns zu entdecken.
Auf dem Weg zur Arche Nebra
Die Anfahrt zieht sich hin, das Städtchen Nebra liegt nicht gerade in Autobahnnähe. Den Parkplatz in Nebra finden wir gleich. Oben auf dem Hang leuchtet golden das Gebäude der Arche. Doch wir kommen nicht weit. Links und rechts der kleinen Bergstraße stehen Bäume voller herrlicher Kirschen. Noch hängen reife Kirschen in greifbarer Nähe. Das lassen wir uns nicht entgehen. Baum für Baum kämpfen wir uns so den Hügel hinauf. Auf dem Rückweg wird es nicht anders sein. Ein unerwarteter kulinarischer Genuß zum kulturellen und historischen Großereignis.
Die Architektur der Arche Nebra
Doch irgendwann erreichen wir doch das nicht futuristisch goldgelb in der Sonne leuchtende Gebäude der Arche Nebra, das auch sonst archtektonisch überzeugt. Es stilisiert die geschwungene Form der Barke auf der Himmelsscheibe von Nebra. Durch das gläserne Untergeschoss wirkt die Barke, als schwebe sie über der Landschaft. Ein Panoramafenster ist auf das Unstrut-Tal gerichtet, das andere auf den Mittelberg, den Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Wir betreten das Gebäude im großzügigen Foyer – und sind erst einmal überrascht von dem Hinweis auf eine ganz andere Ausstellung. Neben der Himmelsscheibe wird auch Landwirtschaftstechnik präsentiert.
Die Himmelsscheibe von Nebra
Dazu passt die moderne, gleichermaßen informative wie sparsame Information der Ausstellung im Innern. In modernen Formen werden Bruchstücke dargeboten, die sich doch zu einem Ganzen fügen. Interessant ist die Räuberpistole über die Auffindung und Rettung der Himmelsscheibe von Nebra. Am spannendsten sind für uns jedoch die astronomischen Erklärungen über den vermuteten Sinn der Scheibe. Unglaublich, wieviel geballtes Wissen, über das die wenigsten heutigen Menschen verfügen dürften, in diesem Stück Metall stecken. Kein Wunder, dass es auch hinsichtlich des Materials, der dazu notwendigen technologischen Prozesse und letztlich auch künstlerisch beeindruckt.
Unbedingt besuchen sollte man die eindrucksvolle und didaktisch gutgemachte Show im Planetarium, zu der es auf der Webseite der Arche Nebra heißt:
Das Planetarium ist das Herzstück der Arche Nebra. Die Show ist eine faszinierende Reise in das Universum der Bronzezeit. Unter der Planetariumskuppel wird das komplexe astronomische Wissen begreifbar, das auf der Himmelsscheibe verschlüsselt ist. Mit dem 80 qm großen, mit 42 Sitzplätzen ausgestatteten digitalen Planetarium verfügt das Besucherzentrum über eines der wenigen digitalen Planetarien in Deutschland überhaupt. Die 22-minütige Show wurde eigens für die Arche Nebra konzipiert und ist im Eintrittspreis enthalten.
Mehr zu den verschiedenen Interpretationen der Scheibe erfährt man zum Beispiel ausführlich auf Wikipedia.
Gespannt machen wir uns auf die ungefähr drei Kilometer lange Wanderung auf den 252 Meter hohen Mittelberg.
Aussichtsturm auf dem Mittelberg, an der Fundstelle der Himmelsscheibe von Nebra
Die kurze, angenehme Wanderung ist schnell geschafft. Neben der Himmelscheibe von Nera wurden hier noch viele andere Relikte gefunden, die davon zeugen, dass der Berg in der Bronzezeit für die damaligen Menschen von besonderer Bedeutung war. Warum das so gewesen sein könnte, erschließt sich, wenn man auf den Aussichtsturm steigt. Von dort oben hat man eine Aussicht, die derjenigen ähnelt, die damals vom baumlosen Mittelberg geherrscht haben muss. Man blickt auf zwei markante Berge, auf den Kyffhäuser und den Brocken.
Nahe der Fundstelle der Himmelsscheibe wurde ein 30 m hoher und bewusst um 10° geneigter Aussichtsturm errichtet, der als Zeiger einer Art Sonnenuhr dient. Die Himmelsscheibe diente offenbar als Sonnenkalender, da vom Mittelberg aus gesehen in der Sichtachse zum Brocken hier die Sonne zur Sommersonnenwende (21. Juni) und am 1. Mai hinter dem Kyffhäuser untergeht.
Vor allem wegen der genossenen historischen und astronomischen Bildung ist es ein eindrucksvoller Tag für uns. Das hindert uns aber nicht, auf dem Rückweg zum Parkplatz uns noch einmal ausgiebig den köstlichen Kirschen zu widmen.
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