Stöng und Wasserfall Háifoss
29.06.2012
Gestern Nacht sind wir kurz nach 23:00 Uhr in tiefster Dunkelheit in Berlin (noch vom alten Flughafen Schönefeld) gestartet und waren fast vier Stunden später pünktlich zum Sonnenuntergang in KeflavÃk, dem Flughafen der isländischen Hauptstadt ReykjavÃk. Nach drei Jahren sind wir zurück in Island. Auch wenn leider die herrlichen Gletscher, die wir beim letzten Landeanflug auf Island so bewundert haben, diesmal unter einer dicken Wolkenschicht verborgen bleiben, so empfängt uns die Hauptstadtregion mit einer Symphonie aus Abendrottönen und -stimmungen.
Zurück in Island
Mit dem Mitsubishi Pajero haben wir das größte Mietauto bisher. Aber wir sind auch vier Personen mit einigem Gepäck. Auch sonst werden wir das Auto wohl bei den Fahrten auf den Hochlandpisten noch gut brauchen. Wir sind wie bei unserem ersten Islandurlaub noch die paar Kilometer bis Vogar gefahren und haben im dortigen Motel gut geschlafen.
Heute sind wir bis zu unserem ersten eigentlichen Hotel, dem Hotel Hekla, gefahren. Ursprünglich wollten wir ja dichter an Landmannalaugar wohnen, aber offenbar dreht Tom Cruise gerade einen Film genau in dieser Landschaft – und hat mit seiner Crew alle Unterkünfte in dieser Ecke Islands blockiert. Aber immerhin haben wir einen direkten Blick auf einen der drei aktivsten Vulkane Islands, auf die Hekla, die heute auch, zumindest am Vormittag, frei von Wolken ist.
Stöng, Langhaus der ersten Wikinger
Wir stellen nur kurz unsere Sachen ab und fahren gleich weiter. Als erstes zu einem wiedererrichteten Langhaus der ersten Wikinger, das bei einem Ausbruch besagten Heklas im Jahre 1104 unter Asche begraben worden war, und das im letzten Jahrhundert wieder freigelegt worden ist. Auf dem Weg dorthin, nach Stöng, kommt uns einer der typischen Hochland-Kastenwagen entgegen. Wahrscheinlich saß der Hotelblockierer Cruise dort drin. Denn im Wikingerhaus von Stöng liegt ein Gästebuch aus, in dem sich Tom Cruise (USA) unmittelbar vor uns eingetragen hat.
Der Empfang auf dem Parkplatz davor wird zum Menetekel unserer ersten Islandwanderung dieses Urlaubs. Unzählige Fliegen umschwirren uns. Sie umschwirren uns auf dem Weg über eine kleine Brücke zum Langhaus und auf der Suche nach dem richtigen, ca. 8 Kilometer langen Wanderweg. Wir wollen zum zweithöchsten Wasserfall Islands, zum Háifoss.
Am Haifoss, dem zweithöchsten Wasserfall in Island
Auf dem ganzen Hinweg umschwirren uns die Fliegen weiter. Zu Hunderten. Sie setzen sich in Haare und Wimpern, auf Augen und Brillen, kriechen in Ohren und Nasen. Und Mund. Immer und immer wieder. Will man sie verscheuchen, so brauchen sie höchsten einen Wimpernschlag, um ihre aufdringliche Plagerei fortzusetzen. Eine solche Wanderung haben wir in Island noch nicht erlebt. Lediglich wenn endlich einmal ein Luftzug weht, werden die Plagegeister weniger, verschwinden gar völlig. Das Wandern wird für einige Minuten erträglich, bis alles von vorn losgeht. Zum Glück wird auf dem Rückweg der Wind kräftiger, so dass wir wenigstens zurückzu die Landschaft etwas genießen können.
Und die hat es eigentlich in sich. Wir wandern flussaufwärts rechts oberhalb des Canyons Fossárdalur der Fossá à Þjórsárdal, eines Nebenflusses des größten Flusses Island, der Þjórsá. Zunächst geht die Wanderung noch über die Flussebene, die von den silbrig in der Sonne glänzenden Flussarmen mäandernd durchzogen wird. Dann entlang des Canyons. Immer mal wieder erhalten wir einen Einblick in den Grund, auf dem die Fossá à Þjórsárdal ihren Weg findet. Auf der gegenüberliegenden Seite schillern einige Berge ockerbraun in der Sonne. Dazwischen gibt es spannende, smaragdgrüne Flächen. Die ganze Szenerie um uns herum wird durch die typischen schwärzlichen Lavaberge und Hänge umrandet. Über uns der an Wolkenstrukturen reiche Himmel, der immer wieder blaue Flecken oder gar die Sonne aufblitzen lässt. Zu unseren Füßen farbenprächtige Blumenteppiche, jedenfalls da, wo auf der Lavaerde schon neue Vegatation halt gefunden hat.
Endlich erreichen wir unser Ziel, den Háifoss. Schon auf dem Weg konnten wir ab und zu einmal den Beginn des Wassersturzes sehen. Dann, von einem kleinen Bergrücken aus, können wir fast den ganzen Fall des Wassers bewundern. Donnernd knallen die Wassermassen auf den schwarzen Grund und stoben in alle Richtungen, bevor die Fossá à Þjórsárdal sich wieder zu einem richtigen Fluss sammeln kann. Der Háifoss beeindruckt, auch wenn er seine wahre Pracht wohl vor allem am Vormittag entfaltet, dann, wenn die Sonne den dunklen Talkessel erleuchtet.
So richtig bleibt uns nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken. Die Fliegen, die eine Zeitlang vom Winde verweht waren, sind zurück. Außerdem wollen wir pünktlich zum Abendessen im Hotel zurück sein. So müssen wir sowohl darauf verzichten, zum eigentlichen Talkessel hinabzusteigen, als auch darauf, bis zur Abfallkante des Wasserfalls hinaufzuwandern.
Rückweg vom Haifoss und von Stöng
Auf dem Rückweg versucht uns ein Pärchen Goldregenpfeifer aufgeregt vom eigenen Nest abzulenken. Wir nutzen die Gelegenheit für einige Fotos.
Wieder am Auto sind wir doch ganz schön geschafft – und erholen uns bei der ersten Gelegenheit bei einem Kaffee. Kaffee in Island ist – nach unserer bisherigen Erfahrung – wirklich gut. Fast überall, egal ob teures Restaurant oder Fast Food um die Ecke. Gut gefällt uns der Brauch, lediglich die Tasse oder den Becher zu mieten, und dann so oft Kaffee nachzufüllen, wie man mag.
Im Hotel bleibt uns kaum Zeit, uns ein klein wenig zu erfrischen, da gibt es auch schon das Abendessen. Den Tag lassen wir im hoteleigenen Hot Pot ausklingen. Morgen geht es in eine der spannendsten Landschaften Islands überhaupt, nach Landmannalaugar.
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Andreas
27. April 2013 @ 18:47
Gestern haben wir uns den Film Oblivion angesehen. Fazit: Für diesen mittelmäßigen Science-Fiction-Film hätte uns Tom Cruise nicht die Quartiere streitig machen müssen. Ich sehe es wie die taz:
„Der Regisseur Joseph Kosinski gilt als Visionär. Doch seinem neuen Film „Oblivion“ mit Tom Cruise fehlt es an Charakteren und Konflikten.“
Oblivion bietet visuell beeindruckende Bilder, und das hat viel mit Island zu tun, aber nicht nur. Immerhin haben wir Landmannalaugur und einige andere isländische Ecken wiedererkannt. Ansonsten aber gibt es eine einzige einigermaßen überraschende Drehung der Story, der Rest ist vorhersehbar.