Landmannalaugar, Brennisteinsalda
30. Juni 2012
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf die Tour, die uns vor allem zurück nach Island gezogen hat. Nach dem gestrigen Kurzausflug an den Wasserfall Háifoss wollen wir heute nach Landmannalaugar. Schon während unserer ersten Island-Reise reizten uns die Bilder von den farbigen Felsen Landmannalaugars. Damals blieb dafür keine Zeit mehr, um so mehr wuchs die Sehnsucht.
Heute also.
Auf dem Weg nach Landmannalaugar
Wir fahren Richtung Süden zur Ringstraße, dann ein Stück nach Osten. Schon nach wenigen Kilometern biegen wir gen Norden ein. Wir haben die Þjórsá umfahren, den mit 230 Kilometern längsten Fluß Islands, stets die überragende Hekla im Blick. 1491 Meter ist der markante Vulkan hoch. Dann biegen wir nach Nord-Westen auf eine Schotterstraße ein. Ein “F” vor der Straßennummer 225 und ein Warnschild verlangen energisch nach Allradfahrzeugen. So schlimm wird es eigentlich nicht. Die Straße ist sogar erstaunlich glatt. Nur die beiden Furten, die auch nicht besonders schwierig sind, erfordern sicher entsprechende Fahrzeuge.
Bald gerät uns die Hekla außer Sicht. Die Landschaft ist jetzt beeindruckend mondartig. Große Lavaformationen wechseln sich mit Aschefeldern (Tephra) ab. Schwarz, grau und ein helles Ocker sind die dominierenden Farbtöne. Dazwischen immer wieder Oasen von Grün. Sei es durch kleine Wiesenflächen, sei es durch bemooste Berghänge. Aber selbst in der trostlosen Schwärze der Aschefelder gibt es grüne und bunte Farbtupfer von Gräsern, Moosen und Blüten. Am schönen See Frostastaðavatn machen wir eine kurze Rast und genießen das Panorama.
Angekommen in Landmannalaugar
Nach insgesamt reichlich zwei Stunden erreichen wir die kleine Zeltstadt bei Landmannalaugar. Noch eine letzte Furt trennt uns. Skeptisch beäugen wir erst einmal das doch recht tiefe Wasser. Doch offenbar stellt die Passage kein Problem dar, wie wir an anderen Fahrzeugen sehen können. Also wagen auch wir es.
Wir sind in Landmannalaugar. Eine geschäftige Oase der Outdoor-Menschen. In der großartigen, farbenprächtigen Ebene fächern sich verschiedene Flussläufe auf. An den schwarz aufragenden Lavaformationen funkelt eine weiß und gelb blühende Wiese. Hier gibt es auch die berühmte Naturbadestelle.
Ein Stück auf dem Wanderweg Laugavegur
Nach einer kleinen Stärkung steigen wir auch den schmalen Weg die erstarrte Lava hinauf. Bald schlängeln wir uns auf einigermaßen eben durch dieses Gewirr krustiger Felsbrocken. Wo die schwarze Lava endet ragen in fasst alle Richtungen farbenprächtige Felsen empor. Sie schillern in den verschiedensten Nuancen von Rot-Ocker, von Weinrot bis Gelb. Dazwischen gibt es grünlich schimmernde Flächen und sogar in Blaue gehen de Töne. Wir wandern ein Stück auf dem berühmten Wanderweg Laugavegur, auf dem wir später am Eyjafjallajökull ein weiteres Stück wandern werden.
Sobald wir die Lava endlich durchquert haben, eröffnet sich uns ein grandioser Blick auf eine weite Ebene, anderen Ende, die farbige Berge umrahmt wird. Durch die Ebene fließt ein warmer Fluß, der das Naturbad bei der Zeltstadt speist. Der Blick auf die Felsen ist so wunderschön, dass ich nicht nur zum Fotoapparat, sondern auch zur Videokamera greife:
Am brennenden Berg (Brennisteinsalda)
Wir wenden uns nach links zum brennenden Berg (Brennisteinsalda). An einigen Stellen dampft es aus der Erde (Fumarole). Schwefelgeruch liegt in der Luft. Über uns der vielleicht farbenprächtigste Berg der Gegend, vielleicht ganz Islands. Er schillert in einem besonders breiten Spektrum an Farben: Gelb, Ocker, Rot, Grau, Blau, Schwarz und Weiß.
Direkt hinter der größten Solfatare folgen wir dem Wanderweg hinab, der uns zunächst wieder durch das Feld der erstarrten Lava führt, in dem gelegentlich das schimmernde vulkanische Gesteinsglas Obsidian zu sehen ist. Bald sind wir an einem steinigen Tal, dessen unzählige Steine braun, rot und grün schimmern. Die Ebene wird durch ein kleines, quirliges Flüßchen durchzogen. Wir probieren es erst so, dann, als wir keine andere Möglichkeit mehr sehen, entschließen wir uns, das kalte Wasser zu durchwaten.
Grandiose Aussicht vom Vulkan Bláhnúkur
Nach dieser herrlichen Ebene folgte der anstrengendste Teil unserer kleinen Wanderung. Es geht ziemlich steil einen schier endlosen, grauen Geröllhalde hinauf. Bei fast jedem Schritt rutscht der Fuß einen Teil des gemachten Schrittes wieder zurück. Zwei Schritt vorwärts, einen wieder zurück. An einer besonders steilen, fast sandigen Stelle kriechen wir fast auf allen Vieren. Es wird windig und ungemütlich. Jetzt spürt man die eigentlich kalte Luft, die bei direkter Sonneneinstrahlung so leicht vergessen werden kann. Gelegentlich fallen ein paar Tropfen. Doch die Aussicht beeindruckt uns mit jedem Schritt bergan mehr. Wir waren auf farbenprächtige Berge vorbereitet. Deshalb wollten wir ja unbedingt einmal hier her. Aber ein ganzes Gebirge, dass in rötlichen Erdfarben modelliert ist? Dazu übrig gebliebene Schneefelder, ab und zu gelbliche Schwefeleinlagerungen, schwarze Lava, grüne Moose und Flechten, grauer Schotter, manchmal blauer Himmel? Wir sind im Gebiet des Torfajökull, der sich von anderen vulkanischen Gebieten Islands dadurch unterscheidet, dass das Verhältnis von Rhyolith– zu Basaltlaven in seinem Bereich 4:1 ist, statt der sonstigen 1:5. Ob es so auf dem Mars aussieht?
Oben auf dem Geröllberg, der eigentlich ein Vulkan ist und Bláhnúkur heißt, entschädigt uns einer der farbigsten 360-Grad-Ausblicke dieser Welt für die Anstrengungen des Aufstiegs. Kaum zu glauben, dass wir uns noch auf der Erde befinden. Wir haben in Island zwar noch prächtigere Farben gesehen. Wir haben auch deutlich beeindruckendere Thermalgebiete gesehen. Aber noch nie ein so weitläufiges farbiges Gebirge.
Zurück zum Campingplatz von Landmannalaugar
Der Abstieg geht deutlich schneller voran als der Hinweg. Nur einmal macht ein kleiner Sandsturm das Laufen schwer. Noch am Abend werden wir den Sand in Augen, Mund und Nase, auf der Haut und in den Haaren spüren. Das Waschen des Gesichts wird einer Berührung mit Sandpapier ähneln. Als wir unten sind, beeindruckt uns ein total grüner Felsen, den wir so nicht erwartet haben, für den es auf der ganzen Wanderung auch keine Andeutung gab.
Wir trinken einen Kaffee beim Vor-Ort-Laden in einem ausrangierten Schulbus. Anschließend sehen wir uns noch die berühmte warme Badestelle von Landmannalaugar näher an. Leider müssen wir auf das Bad selbst verzichten, trösten uns aber mit der geplanten Wanderung bei Hveragerði.
Auf dem Rückweg nehmen wir einen anderen Weg, die F 208. Diese Strecke, die auch von normalen PKW’s befahren werden kann, ist unserer Meinung nach viel schlechter als der Hinweg. Jedenfalls haben wir irgendwann wieder Asphalt erreicht und die Schüttellei hat ein Ende.
Am späten Abend, nach dem Abendbrot sitzen wir natürlich (!) wieder im HotPot und entspannen uns bei angenehmen Gesprächen.
Morgen wollen wir auf die Halbinsel Dyrhólaey mit ihrem berühmten Torbogen ganz im Süden von Island. Sie hatte uns auf unserer ersten Islandreise so sehr gefallen.
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