Von Großarl zum Schuhflicker


16. Juni 2011
Wie gestern bei unserer Fahrt nach Hüttschlag und zum Ötzlsee ist das Wetter am morgen nicht besonders. Aber wir wollen wieder in die Berge!
Die Panoramabahn in Großarl startet nicht pünktlich. Hängen die Wolken zu tief, sind sie zu dicht? Eine Erklärung gibt es nicht, jedenfalls nicht für uns. Auch ohne Verspätung ist die Betriebszeit für viele Unternehmungen viel zu kurz. Warum gibt es keine Sonnenaufgangs-, keine Sonnenuntergangsfahrten? Doch damit soll es genug der Mäkelei sein. Der Tag wird grandios. Als die Bahn endlich losfährt und wir mit ihr die Wolkendecke durchstoßen, erwartet uns ein fantastischer, unschlagbarer Ausblick.
In den Bergen über Großarl
Wir sind knapp über den Wolken, knapp, aber darüber. Die Sonne scheint, wir stehen auf einer Wiese voller gelber Blüten und blicken über die Wolken hinweg auf die Bergspitzen in der Ferne. Die Ausblicke mögen auch ohne die Wolkendecke herrlich sein, aber mit Wolken ist es atemberaubend. Einfach nur schön.
















Unser erstes kleines Etappenziel ist der Kreuzkogel. Wir blicken zu beiden Seiten hinab in die tiefen Täler. Auf der einen Seite liegt Großarl unter uns, auf der anderen Seite Dorfgastein. In der Ferne ist der Großglockner zu sehen. Vom Kreuzkogel wandern wir gemächlich nach Fulseck auf 2035 Meter Höhe, wo wir uns erfrischen und den Paragleitern zusehen. Die Thermik muss super sein, Runde um Runde schwingen sie sich höher in die Lüfte.
Am Kreuzkogel (2027 m), spätestens Fulseck (2035 m) trennen sich die Wanderer von den Spaziergängern. In Fulseck geht auch eine Bahn hinunter nach Gastein. Wir wandern weiter auf einem schmalen Bergkamm bis Arltörl, einem Einschnitt in die Bergkette. Es fühlt sich wie eine gemütliche Wanderung an. So kann man sich täuschen. Schon beim Abstieg zum Arltörl auf nur noch 1797 Meter beginnen wir zu ahnen, was uns danach erwartet. Was man an Höhe verliert, muss man wieder hinauf – und einige Meter mehr. Wo es einigermaßen sanft abwärts geht, führt der Weg auf der anderen Seite steil nach oben, hinauf zum Schuhflicker.






























Aufsteig zum Schuhflicker
Der Schuflicker ist mit 2214 Meter der höchste Punkt, den wir in diesem Urlaub erklimmen. Schwitzend, fluchend und immer wieder stehen bleibend klettern wir den steilen Hang hoch. Minutenlang ist kaum mehr als unser eigenes Keuchen zu vernehmen. Endlich erreichen wir einen eben verlaufenden Berggrat und können wieder die Aussicht genießen. Kurz vor dem Berggipfel gibt es eine Art natürlichen Sammelpunkt in der Landschaft, bei dem sich alle erst einmal für die restlichen Höhenmeter stärken. Von den Herabkommenden lassen wir uns wie alle anderen auch noch einmal bestätigen, dass sich der weitere Aufstieg unbedingt lohnt. Tatsächlich! Oben auf dem Schuhflicker geht der Blick auf 360 Grad weit in die Ferne über die Täler hinweg bis zu Bergen, an deren kahlen, schroffen Felsen letzte Schneereste kleben. Unter uns schimmert grün-blau der Schuhflickersee. Jemand schwimmt in dem eiskalten Wasser. Von der Schernbergalm dringt Volksmusik die über 400 Meter herauf. Der Blick geht weit ins Ellmautal hinein. Der Lammwirt ist leicht auszumachen. Wir sitzen still und genießen den Ausblick. Die Strapazen des Aufstiegs sind längst vergessen.





















Abstieg vom Schuhflicker zurück zur Aualm und nach Großarl
Vom Schuhflicker steigen wir hinab zum Liechtensteinkopf, auf dem wir gleich am ersten Morgen unseres Urlaubs den Sonnenaufgang erleben durften. Auf der darunter gelegenen Aualm trinken und essen wir etwas und beobachten die heimkehrenden Tiere. Eines der heimkehrenden Schweine hat sich ein Bein verletzt, vermutlich gebrochen und quickt jämmerlich. Die Sennerinnen beachten es zunächst nicht, erst als die Gäste unruhig werden treiben sie es in den Stall. Gestärkt entscheiden wir uns, ins Tal hinab zu wandern – statt ein Taxi zu rufen. Die zwei Stunden auf dem Großarl-Steig hinab in den Ort sind verdammt qualvoll. Aber vielleicht sind wir auch nur zu k.o. von der herrlichen Wanderung heute.
Morgen werden wir das Großarltal verlassen. Auf dem Weg zum Kaisergebirge wolen wir die Lichtensteinklamm besichtigen.

















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