Weimar: Stadtrundgang und Goethehaus
22. April 2011
Karfreitag. Wir fahren am späten Vormittag los und haben Glück. Die Staus sind immer auf der anderen Seite. Im Gewirr der Einbahnstraßen in Weimar haben wir trotz Navi leichte Schwierigkeiten, unser Hotel zu finden. Angekommen machen wir uns auf einen ersten Rundgang durch die Stadt. Im Badecker heißt die Route „Weimar kompakt“.
Wir folgen ihr, jedenfalls ungefähr. Von unserem Hotel am Frauenplan biegen wir nach links in das Zentrum ein. Gleich noch einmal nach links, vorbei an Schillers Wohnhaus und wir landen am berühmten Deutschen Nationaltheater Weimar mit dem ebenso berühmten Goethe-Schiller-Denkmal davor. Ob wir noch Karten für eine Vorstellung bekommen?
Kulinarisches Weimar
Am Goetheplatz hat der Stand mit der angeblich besten Thüringer Bratwurst in Weimar geschlossen. Nach kurzer Rast in einem Café schlendern wir zur Stadtkirche St. Peter und Paul, und kommen dabei an einer der kulinarischsten Ecken Weimars vorbei. Das jo Hannes, das Schwarzbierhaus und die Scharfe Ecke mit der Kloß-Marie davor bilden mit anderen weniger regional verorteten Küchen ein interessantes Angebot.
Wir schlendern weiter zum Marktplatz mit Rathaus und Touristeninformation. Ein beeindruckendes Ensemble interessanter Häuser umschließt diesen Platz. Nicht zu vergessen die älteste Gaststätte der Stadt Zum Schwarzen Bären und das berühmteste Hotel der Stadt Elephant.
Rundgang durch Weimar
Wir wenden uns zur Hochschule für Musik Franz Liszt und blicken vom Platz der Demokratie hinunter auf das Schloss. Rechts neben uns die weltbekannte und durch einen Brand am 02. September 2004 beinahe endgültig vernichtete Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Dieses offene Ensemble wird durch den Park an der Ilm wunderbar ergänzt. Diese von Goethe miterschaffene Parkanlage ist Volkspark im besten Sinne. Überall liegen Junge und Alte auf Decken und genießen die wärmende Frühjahrssonne. Hunde nutzen das kühlende Nass der Ilm, Enten schnattern dem hingeworfenen Futter entgegen. Das Gewimmel lässt einen unwillkürlich an Goethes „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein“ denken.
In die Herzogin Anna Amalia Bibliothek kommt man nicht so einfach hinein. 25 Leute pro Stunde, mehr ist nicht drin. 250 Karten pro Tag, davon 70 im Tagesverkauf. Wer eine davon ergattern will, der muss früh aufstehen und sich rechtzeitig anstellen. Wir nehmen uns das für die nächsten Tage vor.
Besuch im Goethehaus in Weimar
Zurück zum Frauenplan gehen wir kurz entschlossen ins Goethehaus. Der enge Hof zwischen Vorderhaus und Hinterhaus erlaubte es lediglich, zum einen Tor mit der Kutsche hinein und zum anderen wieder hinaus zu fahren. Nur im Hof und im Garten ist das Fotografieren erlaubt, im Haus selbst nicht. Das Goethehaus unterscheidet sich von den meisten anderen zu Museen umgestalteten Wohnhäuser berühmter Leute dadurch, dass es als Wohnhaus erlebbar ist. Keine erklärenden Schilder, nur der Audioguide gibt Informationen. Wir steigen die von Goethe selbst entworfene und auf sein Geheiß hin umgebaute breite Treppe zum ersten Stock empor. Über das berühmte Salve im Fußboden betreten wir den ersten Raum. Die Räume zum Frauenplan hin sind alle farblich anders gestaltet. Blickt man von einem Ende zum anderen bietet sich ein eindrucksvoller Blick durch die zahlreiche Räume umfassende Zimmerschlucht. Jedes Zimmer in einem anderen Farbton, der Blick durch perspektivisch immer kleiner werdende Türen. Zu Goethes Lebzeiten soll dieser Blick kaum einem Zeitgenossen vergönnt gewesen sein, da die Türen verschlossen waren. Auf der einen Seite des Aufganges die Sammlungsräume auf der anderen Seite die Gesellschaftsräume.
Besonders beeindruckend sind die privatesten Räume Goethes. Sein Arbeitszimmer ist funktional eingerichtet, schon weil Goethe überzeugt war, ein zu gut eingerichteter Raum würde das Denken beeinträchtigen. Goethe hatte einen bemerkenswerten Arbeitsstil. Er stand früh auf, trank eine Kleinigkeit, meist Schokolade, und diktierte dann seine Werke druckreif den Schreibern. Diese vermuteten versteckte Spickzettel an den Regalen und Wänden, weil sie sich das anders nicht erklären konnten. Die Bibliothek ist in einem dunklen Verließ, ganz auf Aufbewahrung der Schätze und Arbeit ausgerichtet. Das Schlafzimmer liegt zwischen dem Zimmer der Schreiber und dem Arbeitszimmer. Es ist zugleich Goethes Sterbezimmer.
Der Garten bietet ein Refugium der Ruhe, auch wenn Geräusche von außen natürlich hereindringen. Ein dominierendes Geräusch versetzt einen akustisch in Goethes Zeit zurück. Die Kutschen und das Klappern der Pferdehufe klingen über die Gartenmauer herüber. Schließt man die Augen, so kann man sich leicht in Goethes Zeit versetzt fühlen. Der Anblick des Goethehauses von der Gartenseite überrascht. Vom Frauenplan aus macht das Haus einen stattlichen und repräsentativen Eindruck. Von der Gartenseite aus wirkt das ganze Ensemble wie eine leicht überdimensionierte Kate. Geduckt grenzt das Haus an den Garten.
Goethes Schwarzbier
Nach dem eindrucksvollen und informativen Rundgang durch Goethes einstiges Refugium haben wir endgültig Hunger. Wir gehen zum Schwarzbierhaus und lassen uns die Thüringer Küche schmecken. Ein letztes Bier trinken wir in dem Gasthaus, in dem auch Goethe schon sein Köstritzer trank, im Gasthaus Zum weißen Schwan. Über der Stadt liegt eine wunderbare Atmosphäre, eine Mischung aus Bildungsbürgertum und thüringischer Gemütlichkeit.
Für morgen nehmen wir uns weitere Erkundungen Weimars vor: die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Haus am Horn und den Park an der Ilm.
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Petra Venzke
24. Februar 2012 @ 09:31
Habe schon lange nicht mehr so viele schöne Fotos vom Goethehaus gesehen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Das spornt mich an! :-) Viele Grüße, Ptr