Zur farbenprächtigen heißen Quelle im Hengill Geothermalgebiet, Hveragerði
10. Juli 2012
Nach den beeindruckenden Kerlingarfjöll und Hveradalir gestern steht auch heute wieder ein Geothermiegebiet auf unserem Programm. Zum dritten Mal unsere Lieblingswanderung: Zum heißen Bach bei Hveragerdi im Vulkansystem Hengill. Es wird eine Tour mit vielem Wiedererkennen, aber auch mit Neuentdeckungen. Und eine Tour bei idealem Wetter. Wieder benötigen wir viel mehr Zeit als geplant. Es ist einfach zu schön.
Wanderung ins Hengill-Gebiet
Gegen 11 Uhr starten wir in Hveragerði am Parkplatz ein Stück weit hinter dem Sportplatz. Wir überqueren den kleinen Bach auf der Holzbrücke. Aber schon danach gibt es die ersten Überraschungen. Die zwei Wandertafeln sind neu. Das Loch mit dem kochenden Wasser und die Fumerole sind viel größer als wir es in Erinnerung haben.
Wir steigen über den kleinen Bergrücken und blicken in ein fantastisches Tal, wie es kaum ein zweites gibt. Die umliegenden Felswände sind schroff oder mit Geröll belegt. An manchem Hang dampft es. Der Talboden ist dunkel grün und wird durch einen sich schlängelnden und dampfenden Bach durchquert. Über uns der Himmel ist dunkelblau.
Bei der Überquerung des kleinen Baches erwartet uns die nächste Überraschung. Natürlich ist er immer noch so angenehm warm, wie man es bei einem Gebirgsbach nie und nimmer erwarten würde. Aber wo wir ihn vor drei Jahren noch durchwaten mussten, liegen jetzt Steine im Bach. Man kommt trockenen Fußes von der einen Seite zur anderen.
Schlammtöpfe und Fumerole
Weiter geht es auf einem schmalen Pfad im Geröllfeld eines Berghanges. Unter uns dampft es mehr als wir es in Erinnerung haben. Der Schlammtopf hat sich enorm vergrößert. Dafür scheint man jetzt dichter heran zu kommen. Es gibt auch mehr Löcher, als wir uns erinnern. Aber es ist immer noch dasselbe eigenartig kribbelnde Gefühl, über Erde zu laufen, die nur wenig Zentimeter unter der Oberfläche bis zu 100 C heiß ist.
Dieses Mal gehen wir bis tief ans Ende des Tals. Dazu waren wir bei unserer ersten Wanderung wegen eines drohenden Gewitters nicht mehr gekommen. Und beim zweiten Mal waren wir nur zum Baden hergekommen. Diese Mal gehen wir zunächst den kleinen Anstieg hinauf, bis wir die Ebene oben erfassen können. Dann steigen wir hinab und laufen bis zu dem Thermalfeld am Talende. Es blubbert und sprudelt, die Schafe scheint es nicht zu stören. Die Felsen sind rot und gelb gefärbt. Ganz hinter gibt es noch eine tiefe Höhle oder Kerbe, in der Wasser die Felsen hinab läuft. In den Felslöchern brodelt offenbar Wasser, wie wir an den eigenartigen Tönen in dieser Höhle zu erkennen glauben. Das Gestein fasst sich selbst im Schatten angenehm warm an.
Die bunte Quelle bei Hveragerdi
Bei der Rückwanderung, dieses Mal unten im Tal, entdecken wir endlich auch die bunte Quelle, die wir bei den letzten Besuchen verpasst hatten. Eigentlich sind es sogar zwei. Die erste entspringt mitten im bis dahin spärlich fließenden Bach. Aus rotem Felsgestein sprudelt sie kochend heiß hervor. Weiter bachabwärts gibt es herrlich gefärbte Felsenhänge. Oberhalb des Baches kommt ebenfalls eine Quelle hervor und verstärkt den Bach weiter. Es ist ein wunderbares Schauspiel der Natur.
Baden im heißen Bach von Hveragerdi
Eine großzügige Laune der Natur ist der bald darauf folgende Zufluss eines kalten Baches. Erst er ermöglicht es, ein wenig weiter bachabwärts mitten in diesem warmen Gebirgsbach zu baden. Nach und nach haben sich die zahlreichen Badelustigen richtige kleine Badewannen aus Gesteinen gebaut. Wir müssen ein wenig suchen, dann finden wir eine freie Stelle. Die Bachtemperatur liegt geschätzt bei 38 bis 40 Grad. Es ist grandios, in dieser rauen Welt im wohlig warmen Wasser zu liegen und sich von der milden Strömung massieren zu lassen. Über uns der blaue Himmel. Die Bachufer sind grün mit Gras und Wollgras bewachsen. Im Bach kommt ab und zu ein Stückchen abgerissenes Moos oder Erde vorbeigeschwommen. Gut erwärmt steigen wir aus dem Bach und genießen das mitgebrachte Essen. So gut kann es selbst im Fünf-Sterne-Restaurant nicht schmecken.
Anschließend legen wir uns noch einmal in diesen einmaligen Bach und genießen Wärme und Strömung und Umland. Inzwischen ist es voller geworden. Jede Badestelle ist belegt, auch dazwischen liegen Menschen im Bach und genießen das Naturerlebnis. Ganze Familien liegen hier. Gesprochen wird in vielen Sprachen der Welt. Was sich nun nach übervoller Badeanstalt anhört, verliert sich hier oben. Man hat Nachbarn, Wanderer kommen vorbei, aber man fühlt sich auch allein mit der Natur. Wer noch mehr allein sein will, der muss zeitiger kommen – oder bei schlechtem Wetter.
Wunderbar erholt wie nach einem Saunagang machen wir uns auf den Rückweg. Ob wir jemals wieder hierher kommen werden? Wie wird sich der Weg weiter verändern? Wird er irgendwann touristisch erschlossen?
Hveragerdi und Strokkur
In Hveragerði selbst genießen wir noch Kaffee und Eis. Dann kaufen wir für die letzten Mahlzeiten hier in Island ein. Zum Abschluss dieses schönen Tages bei Superwetter fahren wir noch zu Strokkur. Der Geysir zaubert heute gelegentlich Regenbogen in seine Gischt, was uns leider nicht gelingt, aufs Foto zu bannen. Untermalt wird das Panorama durch eine kanadische Musikgruppe, die nach altem englischen Stil zu den Eruptionen des Geysirs tanzt.
Erst spät abends sind wir wieder in unserem Ferienhaus. Kurz vor Mitternacht essen wir Abendbrot. Es ist noch hell wie bei uns vielleicht gegen 18 Uhr. Die isländischen Sommernächte sind lang, man kommt auch mit wenig Schlaf aus. Morgen wollen wir zu den Papageitauchern vor Reykjavik.
[wpmaps]
Views: 890